Ella Seidel spielt Tennis, ist deutsche Meisterin im U16-Bereich und wurde 2021 als Hamburger Sporttalent weiblich ausgezeichnet. Die 17-Jährige hat auf dem Weg zum Abi 2022 zwei Klassen übersprungen, um sich voll auf ihre Profikarriere konzentrieren zu können
Interview: Markus Gölzer
SZENE HAMBURG: Ella, was ist Ihr nächstes Ziel?
Ella Seidel: Erst mal möchte ich beim Tennis die Jugend-Grand-Slams alle mitspielen. Dafür habe ich mich über die Rangliste qualifiziert. Nach der Schule kommt der Einstieg in den Damenbereich.
Strukturiert auf Ziele hinzuarbeiten, gilt als eine Ihrer Stärken. Was ist Ihre Schwäche?
Ich denke mal, dass ich auf dem Platz ein büschen zu streng mit mir selber bin. Das ist ein Hindernis, um frei zu spielen. Aber das krieg ich ganz gut in den Griff und es ist nichts, was mich zu stark beeinträchtigt.
„Beim Tennis liebe ich die Eins-zu-eins-Situation“
Schon mal das Gefühl gehabt, auf etwas verzichten zu müssen?
Nein. Ich spiele Tennis, weil es sehr viel Spaß macht und weil ich das möchte. Dafür habe ich mich entschieden. Ich freu mich jeden Tag, wenn ich auf den Platz gehe und Matches spielen kann.
Was lieben Sie am Tennis?
Ich liebe die Eins-zu-eins-Situation mit dem Gegner. Es kann alles passieren. Auch wenn man führt, kann nach paar Punkten das Spiel kippen und man sollte spielen bis zum letzten Punkt. Ich habe letztens ein Spiel auf dem Platz vor mir gesehen. Die eine hat 6:2, 5:1 geführt und hat dann doch noch verloren. Das fasziniert mich.
Gibt’s ein Geheimrezept, wenn es eng wird im Spiel?
Ich versuche dann nur, mich auf den nächsten Punkt zu konzentrieren. Wenn ich merke, dass ich nervös werde, an den Matchplan zu denken und mich für jeden Punkt neu zu fokussieren. Ich spiel einfach jeden Punkt. Ich möchte nicht für andere verantwortlich sein und ich kontrolliere das sehr gerne. Das ist in der Mannschaft natürlich schwieriger.
Erstes WTA-Turnier und Deutsche Meisterschaft
Was war Ihr spannendster Moment auf dem Platz?
Ich habe diese Woche mein erstes WTA-Turnier in Karlsruhe gespielt. Da habe ich in der ersten Runde voll verloren. Das war alles sehr professionell. Auch das Finale der deutschen Meisterschaften letzten Sommer war ein schöner Moment.
„Ich spiel einfach jeden Punkt“
Ella Seidel
Wie ist die Unterstützung für Sportler in Hamburg?
In Hamburg bin ich beim Team Hamburg, der Stiftung Leistungssport. Da werden viele Spitzensportler aus Hamburg besonders gefördert und auch finanziell unterstützt. Da sind wir natürlich auch büschen drauf angewiesen. Die helfen uns in allen Bereichen, wenn wir was brauchen. Man kommt mit anderen Spitzensportlern zusammen. Ein sehr schönes Netzwerk.
Welche Turniere stehen an, auf welche freuen Sie sich besonders?
Als Nächstes spiel ich in Paris bei den French Open im Stadion Roland Garros. Danach mach ich mein Abi fertig, dann spiel ich in Wimbledon. Da freu ich mich richtig drauf. Ist beides noch Junior, weil ich bei den Damen noch nicht so weit oben stehe. Aber das versuche ich bei den nächsten Turnieren zu ändern. Bei Wimbledon denkt man sofort an Boris Becker.
„Man muss immer an sich arbeiten“
Welche Bedeutung hat er für Ihre Generation?
Er hat öfter bei den deutschen Meisterschaften vorbeigeschaut, hat sich Matches angeschaut, Tipps gegeben. Da nimmt man gerne Tipps an, denn er ist für den deutschen Tennissport eine sehr wichtige Person. Ich habe mich sehr gefreut, ihn kennenzulernen.
Was würden Sie Gleichaltrigen beim Thema Ziele mitgeben?
Große Ziele und Träume sind wichtig. Aber man muss sich auch kleinere Ziele stecken und an sich immer weiterarbeiten. Durch die kleineren Ziele kann man Großes erreichen. Dafür sollte man immer an sich glauben und immer hart weiterarbeiten.
Dieses Interview wurde im Mai 2022 vor den French Open geführt