Filmkritik: „The Outrun“

„The Outrun“ ist ein ergreifendes Drama von „Systemsprenger“-Regisseurin Nora Fingscheidt, das auf die schroffen Orkney-Inseln führt. In der Hauptrolle: eine brillante Saoirse Ronan
Die tolle Saoirse Ronan im neuen Film „The Outrun“ der deutschen Regisseurin Nora Fingscheidt (©Studiocanal)

Es war Saoirse Ronan selbst, die junge Ausnahmeschauspielerin aus „Lady Bird“, die diese Verfilmung auf den Weg brachte. Die Geschichte der jungen Britin Amy Liptrot, die in ihrem gleichnamigen Bestseller erzählt, wie sie als Biologiestudentin nach London geht und dort auf erschütternde Weise abstürzt. Wie sie volltrunken auf Bürgersteigen aufwacht und durch die Tage taumelt, ihre Freunde und ihre Liebe verliert, um dann auf den Orkneys, einer schroffen Inselgruppe vor der Küste Schottlands, wieder zu sich zu finden.

Sieht man Saoirse Ronans Performance, weiß man, warum sie diese junge Frau Rona unbedingt spielen wollte. Und vielleicht auch die Einzige ist, die es auf diese Weise kann – unerbittlich und mit minimaler Mimik, die ein Verlorensein freilegt, aus dem sie lange keinen Ausweg findet. Bis sie sich in stürmischen Nächten, auf langen Spaziergängen an der Felsenküste und dem Abtauchen in der eiskalten See mit der Natur und mit etwas verbindet, das mystisch und so viel größer ist als sie.

„The Outrun“ schaut gekonnt in Abgründe

Ab dem 5. Dezember 2024 im Kino: „The Outrun“ (©Studiocanal)

Um das zu inszenieren, bat sie die Hamburgerin Nora Fingscheidt Regie zu führen. Schließlich weiß man seit ihrem Berlinale-Gewinner „Systemsprenger“, wie gekonnt sie in Abgründe schauen kann. Und wie viel sie dabei wagt. Hoch anzurechnen ist ihr beispielsweise, dass sie das Hipster-Potenzial ignoriert, das im Thema schlummert, wenn man an die Selbsterfahrung und das Zurück zur (verschwindenden) Natur denkt. Stattdessen splittert sie die Geschichte auf, so wie es Saoirse Ronans Figur im Film tut. Fingscheidt springt unstet zwischen London und Orkney hin und her, zwischen Ronas Suche, ihrer religiösen Mutter und dem bipolaren Vater.

Manchmal bieten dabei nur die blauen und rosa Haare Ronas Orientierung. Der Rest bleibt grau und so gewaltig, dass man manchmal glaubt, das Salz des Atlantiks auf der Haut zu spüren und die Kraft der Legenden, die um die „Seehundinsel“ kreisen. Erlösung gibt es nur bedingt. Denn wie ein anderer Inselbewohner sagt, der selbst trockener Alkoholiker ist: „Es wird nie einfach. Es wird nur weniger schwer.“

The Outrun“, Regie: Nora Fingscheidt. Mit Saoirse Ronan, Saskia Reeves, Stephen Dillane. 119 Min. Ab dem 5. Dezember 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 12/2024 erschienen. 

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