Theaterkritik: Die Dreigroschenoper

Nach der legendären Inszenierung im Jahr 2004 legt das St. Pauli Theater Brechts Klassiker wieder auf – an das Stück von vor fast 20 Jahren kommt die neue Inszenierung nicht heran, meint unsere Kritikerin
Gauner als Gegenspieler: In der „Dreigroschenoper“ macht Gangster-König Mackie (Michael Rotschopf, r.) Bettler-König Peachum (Gustav Peter Wöhler) das Leben schwer (©Kerstin Schomburg)

Etwas von Bertolt Brechts zeitlebens praktizierter Polyamorie hat er als Autor in die Figur des Mackie Messer aus seiner „Dreigroschenoper“ transferiert: Dem schillernden Boss der Londoner Unterwelt liegen die Frauen zu Füßen. Mackies Konkurrent, dem Bettler-König Peachum, ist das in doppelter Hinsicht ein Dorn im Auge, scheinen doch sowohl seine Tochter als auch die Gattin dem Frauenhelden verfallen zu sein. Dazu passt, dass Brechts damalige Lebensabschnittsbegleiterin Elisabeth Hauptmann den Bärenanteil des Textes zum Stück beitrug, dessen Welterfolg bis heute nur Brecht und dem Komponisten Kurt Weill zugeschrieben wird. Am St. Pauli Theater gelingt eine ebenso rasante wie fantastische Inszenierung, für die Peter Jordan und Leonhard Koppelmann als Doppelspitze verantwortlich zeichnen.

Die Story: Ein Klassiker

Die Story beginnt mit der Heirat Mackie Messers (brillant: Michael Rotschopf) und Peachums Tochter Polly (ordentlich ordinär: Anneke Schwabe). Um die beiden dennoch auseinanderzubringen, fädelt das Ehepaar Peachum (großartig: Anne Weber und Gustav Peter Wöhler) Mackies Verhaftung ein. Doch statt zu fliehen, wird dem Gauner die Vorliebe für Huren zum Verhängnis: Eine Ex-Geliebte verrät ihn an den bestechlichen Polizeichef (hervorragend: Stephan Schad). Andererseits: Eine weitere Ehemalige des gleichen Gewerbes verhilft ihm wenig später zur Flucht …

Zum Glück überzeugt die Musik

Und es wäre ein rundum gelungener Abend geworden, hätte man nicht ständig über die unmotivierte Choreografie und die viel zu ausladenden Bewegungen der für die (überschaubare) Bühne des St. Pauli Theaters zu großen Gruppe von Musical-Darstellerinnen und -darsteller hinwegschauen müssen. Zum Glück überzeugte die Musik des Theater Orchesters Hamburg, souverän geleitet von Uwe Granitza. Tatsächlich sind die Songs unsterblich, egal ob sie von den Soldaten in den Kanonen, einer Seeräuber-Jenny oder der sexuellen Hörigkeit erzählen.

„Die Dreigroschenoper“ ist noch bis zum 10. Juni 2023 im St. Pauli Theater zu sehen

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