Top-Liste: Zehn Bücher zum Lesen und Verschenken

Lieblingsbuchhandlungen der SZENE HAMBURG-Redaktion: Felix Jud (Foto: Felix Jud)
Eine der Lieblingsbuchhandlungen der SZENE HAMBURG-Redaktion: Felix Jud (Foto: Felix Jud)

Weihnachten steht vor der Tür und draußen ist es nass, kalt und dunkel, Zeit für ein richtig gutes Buch. Die Redaktion hat in ihren Lieblingsbuchläden nachgefragt und neun Bücher zum Verschenken und gemütlichen Schmökern gefunden – dazu gibt es einen Tipp vom Literaturexperten der SZENE HAMBURG

Text: Felix Willeke & Rosa Krohn

Empfohlen von der Buchhandlung Ida von Behr (Foto: Kein & Aber Verlag)
Empfohlen von der Buchhandlung Ida von Behr (Foto: Kein & Aber Verlag)

Buchhandlung Ida von Behr (Volksdorf):

„Wo der Wolf lauert“ von Ayelet Gundar-Goshen

„Das Buch haben fast alle Kolleginnen gerne gelesen. Es dreht sich um eine israelische Familie, die aus dem Land vor dem Terror flieht und in die USA nach Kaliforniern geht. Dort arbeitet der Vater in der IT-Branche, die Mutter ehrenamtlich. Als an der High School des Sohnes bei einer Party ein schwarzer Mitschüler ermordet wird, entspinnt sich die Geschichte weiter. Auch der Sohn wird verdächtigt und als Leser:in kommt man ins Nachdenken.“

Ayelet Gundar-Goshen: „Wo der Wolf lauert“, Kein & Aber Verlag, 352 Seiten, 25 Euro

Empfohlen vom Büchereck Niendorf (Foto: Hanser Verlag)
Empfohlen vom Büchereck Niendorf (Foto: Hanser Verlag)

Büchereck Niendorf:

„Die Verteidigung“ von Fridolin Schley

„‚Die Verteidigung’ von Fridolin Schley ist ein unheimlich spannender Roman mit einer großartigen Mischung aus historisch interessanten Fakten und einer besonders persönlichen Art der Schilderung der Perspektive der Hauptperson. Das Buch dreht sich um den Prozess gegen Ernst von Weizsäcker, der bei den Nürnberger Prozessen angeklagt war. Erzählt wird der Roman dabei aus Sicht seines Sohnes: Dem späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Dieser war zur Zeit des Prozesses Jurastudent und als solcher im Team der Verteidigung mit dabei.“

Fridolin Schley: „Die Verteidigung“, Hanser Verlag, 272 Seiten, 24 Euro

Empfohlen von Ulrich Hoffmann (Foto: Suhrkamp Verlag)
Empfohlen von Ulrich Hoffmann (Foto: Suhrkamp Verlag)

Buchhandlung Ulrich Hoffmann (Barmbek):

„Ritchie Girl“ von Andreas Pflüger

„In diesem Buch geht es um Paula Bloom, eine immigrierte Deutsche, die 1946 nach dem Krieg, als amerikanische Besatzungsoffizierin nach Deutschland zurückkehrt. In Frankfurt arbeitet sie fortan für die Amerikaner. Das Buch zeigt auf, wie viele NS-Schergen wieder in offizielle Ämter eingesetzt wurden. Dabei ist ‚Ritchie Girl‘ wie ein Kriminalroman geschrieben und geht dabei wirklich unter die Haut.“

Andreas Pflüger: „Ritchie Girl“, Suhrkamp Verlag, 464 Seiten, 24 Euro

Empfohlen vom Buchladen Osterstraße (Foto: Mare Verlag)
Empfohlen vom Buchladen Osterstraße (Foto: Mare Verlag)

Buchladen Osterstraße (Eimsbüttel):

„Gesammelte Werke“ von Lydia Sandgren

„Ein Buch über Freundschaft, Familie, Liebe und Kunst. Den Verleger Martin Berg und den Künstler Gustav Becker verbindet eben diese sehr tiefe Freundschaft. Sie reisen durch Paris, Berlin, Göteborg und Stockholm, immer auch auf den Spuren ihrer großen Vorbilder. Während Berg an seinem Romanprojekt verzweifelt, ist Becker ein gefeierter Künstler. Eine tolle Kombination aus Literatur, Kunst und den persönlichen Geschichten. Insgesamt ein spannendes Buch, das einen in seinen Bann zieht.“

Lydia Sandgren: „Gesammelte Werke“, Mare Verlag, 880 Seiten, 28 Euro

Empfohlen von der Buchhandlung am Mühlenkamp (Foto: Rowohlt)
Empfohlen von der Buchhandlung am Mühlenkamp (Foto: Rowohlt)

Buchhandlung am Mühlenkamp (Winterhude):

„Crossroads“ von Jonathan Franzen

„Dieser groß angelegte Familienroman spielt Anfang der 1970er Jahre in einer heilen amerikanischen Welt und zeigt dabei trotzdem die wahnsinnigen Abgründe dieser Welt auf. Das Buch ist unfassbar gut geschrieben. Jonathan Franzen ist schon über Jahre ein etablierter, großartiger Autor – mit „Crossroads“ hat er sich noch einmal selbst übertroffen.“

Jonathan Franzen: „Crossroads“, Rowohlt Verlag, 832 Seiten, 28 Euro

Empfohlen von der Buchhandlung Samtleben (Foto: Aufbau Verlag)
Empfohlen von der Buchhandlung Samtleben (Foto: Aufbau Verlag)

Buchhandlung Samtleben (Uhlenhorst):

„Hast du uns endlich gefunden“ von Edgar Selge

„Zuerst denkt man: ‚Oh nein, nicht schon wieder ein Schauspieler, der meint, seine Biografie veröffentlichen zu müssen.’ Aber beim Lesen wird schnell klar, dass Selges literarisches Debüt eine unglaubliche Tiefe hat. Dabei vermischt er biografisches – wie die Arbeit seines Vaters als Gefängniswärter – mit fiktiven Elementen auf eine sehr berührende und dramatische Art und Weise. Ein sehr lesenswertes Buch.“

Edgar Selge: „Hast du uns endlich gefunden“, Rowohlt Verlag, 304 Seiten, 24 Euro

Empfohlen von der Buchhandlung Felix Jud (Foto: Verlag Galiani Berlin)
Empfohlen von der Buchhandlung Felix Jud (Foto: Verlag Galiani Berlin)

Buchhandlung Felix Jud (Neustadt):

„Sein oder Nichtsein“ von Klaus Pohl

„Dieses Buch beschreibt eine Theaterinszenierung. Um genau zu sein, die Inszenierung von Hamlet von Peter Zadek in Straßburg aus dem Jahr 1999. Pohl war dabei selbst Teil der Inszenierung. Bei der Erzählung steht das Innenleben des Theaters stellvertretend für den Irrsinn des täglichen Daseins. Ein unglaublich amüsantes Buch, das gleichzeitig spannend ist und nie langweilig wird.“

Klaus Pohl: „Sein oder Nichtsein“, Verlag Galiani Berlin , 288 Seiten, 23 Euro

Empfohlen von Strips & Stories (Foto: Edition Moderne)
Empfohlen von Strips & Stories (Foto: Edition Moderne)

Strips & Stories (St. Pauli):

„Anna“ von Mia Oberländer

„Diese Graphic Novel spielt in der süddeutschen Provinz und dreht sich um drei Generationen. Die in Hamburg lebende Mia Oberländer hat ihr Buch wunderbar gezeichnet. ‚Anna‘ ist Oberländers Bachelorarbeit und wurde gleich mit einem der bedeutendsten Preise, dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung, ausgezeichnet. Was mir besonders gut gefällt: Sie transportiert ganz viel Inhalt über die eindrucksvolle Bildsprache. Darüber hinaus ist das Buch komplex erzählt und macht nachdenklich. Oberländer setzt sich insbesondere mit Stereotypen und Geschlechterrollen in der süddeutschen Provinz auseinander.“

Mia Oberländer: „Anna“, Edition Moderne, 220 Seiten, 25 Euro

Empfohlen von der Buchhandlung Lüdemann (Foto: Aufbau Verlag)
Empfohlen von der Buchhandlung Lüdemann (Foto: Aufbau Verlag)

Buchhandlung Lüdemann (Wilhelmsburg):

„Was fehlt Dir“ von Sigrid Nunez

„Abschied und Tod sind keine leichten Themen. Mit ihrem im Sommer erschienenen Roman schafft es Sigrid Nunez jedoch, diese hoffnungslos heiter und ganz leicht zu behandeln. Die Autorin selbst ist eine spannende Person mit einer bewegenden Lebensgeschichte. ‚Was fehlt dir‘ ist ein autobiografischer und philosophischer Kurzroman und handelt von der Begleitung einer Person, die sich dazu entschieden hat, sterben zu wollen. Ein Buch, das sehr leicht zu lesen ist und noch lange nachhallt.“

Sigrid Nunez: „Was fehlt dir“, Aufbau Verlag, 222 Seiten, 20 Euro

Empfohlen Ulrich Thiele (Foto: Kiepenheuer & Witsch)
Empfohlen von Ulrich Thiele (Foto: Kiepenheuer & Witsch)

Ulrich Thiele, Ressortleiter Literatur der SZENE HAMBURG:

„Wie alles begann und wer dabei umkam“ von Simon Urban

„Schon als Kind nimmt der Anti-Held in Simon Urbans grandios bösem Schelmenroman das Recht in die eigene Hand – und verurteilt seine tyrannische Großmutter in Abwesenheit zum Tode. Berufung nicht möglich. Sein Jurastudium bricht er mit einem Paukenschlag ab und begibt er sich auf Weltreise für ein ‚Studium der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit in Theorie und Praxis‘ und entwirft ein universelles Rechtssystem, in dem auch Kategorien wie Rache und die Todesstrafe Platz bekommen. Es macht verdammt viel diebischen Spaß, die Entwicklungsgeschichte dieses soziopathischen, außermoralischen Charakters über wirklich niemals langweilige 500 Seiten zu begleiten. Warum? Die Antwort hat der Autor im Interview mit SZENE HAMBURG selbst auf den Punkt gebracht: Die große Möglichkeit der Literatur sei es‚ sich ‚in menschliche Köpfe und Denkräume vorzutasten, die uns normalerweise nicht zugänglich sind.‘ Urbans Gesellschaftssatire gelingt es mit ruchloser Bravour Bereicherung, Erkenntnis, Perspektivwechsel, Spaß am Zynismus und der Verdorbenheit eines Charakters zu vereinen.“

Simon Urban: „Wie alles begann und wer dabei umkam“, Kiepenheuer & Witsch, 544 Seiten, 24 Euro

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