„Wir haben eine Verantwortung“

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Der Andrang ist groß an der Registrierungsstelle am Amt für Migration in Wandsbek (Foto: ohne credit)

Die Solidarität mit der Ukraine und mit den vor dem russischen Angriffskrieg fliehenden Menschen ist groß. Auch aus der erst kürzlich wieder hochgefahrenen Club- und Veranstaltungsszene gibt es Hilfe. John Schierhorn vom Schrødingers im Schanzenpark berichtet

Interview: Ole Masch

Benefiz-Flohmarkt im PAL, Ukraine Fundraiser-Party im Edelfettwerk oder der „Peace Please Soli-Rave“ am 1. April 2022 im Fundbureau sind nur einige Beispiele, wie innerhalb der Clubszene geholfen wird. Auch die Crew um John Schierhorn vom Schrødingers packt kräftig mit an. Bereits im letzten Jahr wurde das Kulturzentrum mit dem Sonderpreis des Club Awards geehrt. Diverse Soli-Veranstaltungen, unter anderem für Sea Watch, eine wöchentliche Essensausgabe für bedürftige Menschen oder im Winter Platz für ein Zeltlager, um Obdachlosen einen Ort zum Verweilen zu ermöglichen, waren Gründe für die Auszeichnung. In der aktuellen Situation, wo täglich Tausende Geflüchtete in Hamburg ankommen, konnte das Schrødingers sein Netzwerk ebenfalls nutzen, um Menschen direkt zu unterstützen.

„Erst einmal muss es meist schnell gehen“

SZENE HAMBURG: John, woher kommt der Antrieb immer wieder zu helfen?

John Schierhorn: Es wird halt gerade einfach Hilfe gebraucht. Wir sind ja nicht nur Konzertort, sondern vor allem auch Stadtteilkulturzentrum. Als solches haben wir eine Verantwortung. Und wir wissen: Die Welt wird nicht besser, wenn nicht alle daran mitarbeiten. Also begreifen wir uns als Team und Ort, an dem jeder Mensch mithelfen kann!

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„Es wird gerade einfach Hilfe gebraucht“ sagt John Schierhorn vom Schrødingers (Foto: ohne Credit)
„Es wird gerade einfach Hilfe gebraucht“ sagt John Schierhorn vom Schrødingers (Foto: ohne Credit)

Welche Hilfsaktionen habt ihr im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine initiiert?

Wir unterstützen die Helfenden an der Registrierungsstelle in Wandsbek. Dort sind jeden Tag mehrere Hundert Menschen. Wir haben ein kleines Logistikzentrum gebaut und koordi­nieren die Versorgung mit warmen und kalten Speisen, Hygieneartikeln, Decken et cetera mit. Zusätzlich werden wir ab dem Monatswechsel im Schrødingers eine Kinderbetreuung einrichten, damit die geflüchteten Kids ein wenig auf andere Gedanken kommen und die Eltern sich um Orga und so weiter kümmern können.

Wie baut man so eine Hilfsaktion auf ?

Erst einmal muss es meist schnell gehen. Dann aber geht es viel um Logistik. Es braucht eine gewisse Infrastruktur vor Ort, das erleichtert jeden weiteren Schritt erheblich. Dazu zählt auch allerhand Organisation. Dabei ist die freiwillige Mitarbeit von Menschen, die idealerweise eine solide Vorbildung haben, megawichtig. Insbesondere Menschen aus dem Veranstaltungsbereich haben natürlich einen guten Überblick, wie viele Menschen zu versorgen und die Abläufe zu planen sind.

Wie schafft ihr das neben dem eigent­lichen Betrieb?

Wir teilen uns auf, arbeiten richtig viel und haben Mut zur Lücke.

„Kriege einfach nicht mehr führen, wäre ganz geil“

Wie schätzt du die Solidarität inner­halb der Club­ und Veranstaltungs­szene ein?

Die Clubs sind gerade alle mitten in der Eröffnung. Aber viele stellen zum Beispiel ihre Bandappartements zur Verfügung und die Mitarbeitenden vor Ort sind oft Clubmenschen. Lieblingskommentar gerade gestern: „Eigentlich fehlt hier nur noch der DJ.“

Wie kann man sich als Einzelperson beteiligen?

Es gibt an allen Hilfsorten mittler­weile Orgateams, die über Facebook, Padlet und Whatsapp vernetzt sind. Im Zweifel einfach vor Ort vorbeischauen und dort fragen, wie man in die Gruppen kommt.

Was sollte man vermeiden?

Einfach mit irgendwelchen Sachen kommen. Insbesondere Klamotten­ spenden werden fast nirgends mehr angenommen. Vor Ort oder in den Gruppen nach den tagesaktuellen Bedarfen fragen. Oder gerne auch einfach Geld spenden, damit kann meist am schnellsten auf die aktuellen Bedarfe reagiert und in großen Mengen eingekauft werden.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Kriege einfach nicht mehr führen, wäre ganz geil. Und dafür sorgen, dass alle Menschen ein Dach über dem Kopf und genug gesundes Essen haben. Das kann verdammt noch mal nicht so schwer sein, wenn alle mitmachen!

schroedingers.hamburg/spenden

Eine Übersicht über weitere Hilfsaktionen, Soli-Veranstaltungen der Kultur, Demonstrationen und Informationen für Geflüchtete und Helfende gibt es im Ukraine-Ticker der SZENE HAMBURG.


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