Schnell auf dem Wasser: Die Weltmeisterbesieger

Ackern und scherzen: Drachenbootfahren ;Foto: 1. Hamburger Drachenboot Club e.V.
Ackern und scherzen: Drachenbootfahren ;Foto: 1. Hamburger Drachenboot Club e.V.

Zu Gast beim ältesten Drachenbootclub Deutschlands, dem 1. Hamburger Drachenboot Club e.V.

Text: Mirko Schneider

Es ist ein unauffälliger Weg, der zum Bootshaus des USC Paloma am Barmbeker Stichkanal an der Saarlandstraße 38 führt. Hier ist eine echte Traditionsmannschaft dieser Stadt daheim, die Paddler des 1. Hamburger Drachenboot Club e. V. „Unser Verein war tatsächlich der erste Drachenboot-Club in Deutschland“, sagt Vorstandsmitglied Ulf Verboom, 49, bei der Begrüßung.

Gegründet wurde der Club (circa 80 Mitglieder) 1988, als Hamburger Kaufleute fasziniert von einer Drachenboot-Regatta in Taipeh zurückkamen, zu der sie eingeladen waren. Seitdem gab es Siege bei vielen Regatten. Die beeindruckende Pokalsammlung im Umkleidehaus erzählt davon.

„Wir haben ein Damenteam, ein Herrenteam und ein Mixed-Team. Trainiert wird aber fast nur noch im Mixed-Team“, erklärt Verboom. Heute mit 14 Paddlern plus Steuermann. Aber, aufgrund der Lärmschutzbestimmungen auf der Alster, ohne Trommler. Für eine Regatta benötigt man inklusive Ersatzleuten 26 Paddler, davon 20 im Boot.

Viel Erfahrung

Vor dem Start legen alle ihre wasserfeste Weste an. „Es kann schon mal passieren, dass Wasser ins Boot spritzt“, sagt Verboom. Er ist seit 1991 dabei, wurde mehr als ein Dutzend Mal Deutscher Meister, außerdem Europa- und Weltmeister. Vor über zehn Jahren hat er mit dem Team des 1. Hamburger Drachenboot Club sogar das deutsche Weltmeisterteam auf der Hamburger Binnenalster geschlagen. „In Anlehnung an den FC St. Pauli haben wir uns dann Weltmeisterbesieger-T-Shirts drucken lassen“, sagt St. Pauli-Fan Verboom.

Eine der Paddlerinnen ist Christin Müller, 38. Auch sie hat internationale Erfahrung, nahm sogar schon an einer Regatta auf der Londoner Themse teil. Zum Drachenbootfahren fand sie durch eine Zeitungsannonce in Holland. Danach ließ sie die Sportart nicht mehr los. „Ich habe hier sofort tolle Leute kennengelernt – und die Stadt Hamburg von der Wasserseite“, sagt sie. So wie ihr geht es vielen Teammitgliedern des Clubs, der sich 2017 auf der Suche nach einem neuen Zuhause befand und eine Kooperation mit dem USC Paloma einging. Der USC unterstützte den Club finanziell, dieser renovierte in Eigenarbeit das Bootshausgelände und alle Paddler wurden Mitglieder bei Paloma. Ein guter Deal für beide.

Dann geht’s los. Das 12,50 Meter lange und 250 Kilo schwere Kunststoffboot zum Start ins Wasser zu lassen, ist schwierig. Holzäste, Blätter und Dreck haben die Wassertiefe des Kanals an der Anlegestelle auf 40 Zentimeter sinken lassen. Eigentlich liegt die Säuberung in der Verantwortung der Stadt.

Kraft und viel Tempo

„Fertigmachen für zehn Dicke!“, ruft Steuermann Andre Busch schließlich. „Und ab.“ Dann flitzen wir los. Erst zehn kräftige Schläge, dann Schlagzahl 60, dann 50. Wie beim Kanufahren tauchen die Paddler das Paddel vorne ins Wasser ein, drücken es nach hinten seitlich weg. Die zweiköpfige Schlagbank vorne gibt die Schlagzahl vor. Alle Paddler drehen bei jedem Schlag ihren Körper ein, schauen sich dabei aus angestrengt-glücklich wirkenden Gesichtern an. Das Gewicht ist zwecks optimaler Wasserlage gleichmäßig im Boot verteilt „Der Zug und die Kraft beim Paddeln kommen vor allem aus dem Rumpf “, erklärt Verboom in einer Pause. Die Stimmung ist sportlich-freundlich. Es wird geackert und gescherzt.

Bewundernswert, wie viel Kondition hier alle haben – und wie schnell wir mitten auf der Außenalster sind. Als Spitzengeschwindigkeit erreichen wir in unseren Drei-Minuten-Terms 14 Stundenkilometer. Schwäne weichen uns aus, Kinder schauen vom Ufer aus mit großen Augen zu, der Blick über die weite Außenalster ist ein Traum. „Wenn wir sonntagmorgens trainieren, sehen wir oft Eisvögel. Ein echtes Schauspiel“, sagt Verboom.

Nach 70 Minuten sind wir wieder an der Anlegestelle. „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied“, sagt Verboom noch zum Abschied. „Man muss am Anfang nicht viel können. Wer mag, soll einfach vorbeikommen.“

uscpaloma.de/drachenboot


 SZENE HAMBURG Stadtmagazin, September 2021. Das Magazin ist seit dem 28. August 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!

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