ACHIY: Mode im Einklang mit der Natur

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ACHIY spielt mit traditionellen Motiven im Muster, wie auf dem Pullover mit den Alpakas, oder hält es auch schlicht wie beim Chunky Wollpullover (Foto: Modelwerk Modelagentur GmbH)

Die Erfahrungen, die Vivica Pietz während ihrer Zeit in Peru gesammelt hat, haben sie stark geprägt. Sie hat in einem sozialen Kinderprojekt gearbeitet und dabei vor allem Menschlichkeit, Fröhlichkeit und Dankbarkeit kennengelernt und wie man im Einklang mit der Natur wirtschaftet. Aus diesen Erfahrungen entstand ACHIY – Mode mit einem neuen Geist

Interview: Frank Sill

Bei ACHIY ist jeder Pullover handgemacht und die unterschiedlichen Designs limitiert. Die Herstellung entspricht der ursprünglichen indigenen Tradition und auch das Design inspiriert sich an den Symboliken und traditionellen Mustern der südamerikanischen Kulturen und damit steckt in jedem Muster eine eigene Geschichte. Diese spannenden Geschichten kann man sich auf der Website von ACHIY anhören, denn dort werden diese von Einheimischen erzählt.

Die junge Gründerin und Inhaberin Vivica Pietz hat eine enge und persönliche Beziehung zu ihren Produzenten und Stricker in Peru und sich vorgenommen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die soziale und kulturelle Verantwortung sichern und einen Gegenpol zur Fast-Fashion-Industrie setzen.

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ACHIY Gründerin Vivica Pietz (Foto: Frank Sill)

Moin Vivica, verrate uns doch gleich am Anfang, wie du auf den Namen ACHIY gekommen bist beziehungsweise was er bedeutet?

Er kommt aus der Sprache der Inka und ACHIY lässt sich für mich am besten mit dem englischen „enjoy“ übersetzen. Am Ende aber bedeutet es für mich, glücklich zu sein und ich versuche, das auch jeden Tag zu leben.

Wenn man sich deine Website ansieht, dann spürt man sehr deutlich, dass Fröhlichkeit und Lebensfreude einen großen Stellenwert für dich haben. Was bedeutet es für dich konkret?

Das kommt aus der Entstehungsgeschichte zu ACHIY. Ich war 2014 das erste Mal für ein soziales Projekt in Peru. Das war in einem Slum von Arequipa, der zweitgrößten Stadt von Peru, und dort hatte ich das Glück ein Kinderprojekt mitbetreuen zu dürfen. Es gab dort eine kleine Schule, in der wir zum Beispiel bei den Hausaufgaben geholfen haben oder auch mit den Kindern zum Arzt gegangen sind.

Was mich dort so fasziniert und dann auch geprägt hat, war die Tatsache, dass die Menschen dort zwar fast nichts hatten und trotzdem sehr viel Fröhlichkeit und auch herzliche Dankbarkeit gezeigt haben. Auch das Vertrauen, dass wir als sehr junge und auch letztlich kulturfremde Menschen erhalten haben, indem man uns die Kleinstkinder in Obhut gegeben hat, hat mich sehr berührt. Diese tiefe und offene Menschlichkeit hat mich seitdem nicht mehr losgelassen und ist zum Kern von ACHIY geworden.

„Das Vlies der Götter“

Ihr verwendet ausschließlich die Wolle von Alpakas. Was macht diese Wolle so besonders?

Die Peruaner nennen es nicht ohne Grund das Vlies der Götter, weil es einfach so göttlich weich ist und die Eigenschaften der Fasern einzigartig sind. Auf der einen Seite hält die Wolle durch diese Fasern sehr warm und ist gleichzeitig sehr atmungsaktiv. Diese Kombination der Eigenschaften ist letztlich der untergebenen Tatsache geschuldet, dass die Alpakas in sehr unwirtlichen Regionen, bis zu 5.000 Meter hoch im kargen Gebirge, leben. Das Klima wechselt dort von extremer Kälte zu hoher Hitze, entsprechend haben sich die Eigenschaften ausgeprägt und aufgrund der hohen Seidigkeit der Wolle ist sie auch sehr hautverträglich.

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Dir ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Ihr schreibt auf eurer Website auch „Natürlich neu gedacht: unsere Definition von Nachhaltigkeit“. Nachhaltigkeit ist ja auch schon selbst ein Modebegriff geworden, den sich viele anhaften. Was bedeutet das für euch speziell?

Nachhaltigkeit ist natürlich heute auch ein Trendbegriff. Dadurch, dass ich eben auch lange mit und in indigenen Communitys, die noch sehr im Einklang mit der Natur wirtschaften, gelebt habe, habe ich erfahren, wie selbstverständlich dieses eigentlich ist. Die kennen diesen Begriff gar nicht, weil die Logik ihres Alltages bedeutet, umsichtig mit Ressourcen umzugehen. Es ist für mich ein Lebensprinzip und nicht wie häufig nur ein Label.

Ihr seid da ja sehr konsequent und arbeitet zum Beispiel beim Versand mit RePack zusammen. Kannst du uns einmal das Prinzip dieses Versandes erläutern.

Das ist ein wirklich cooles Unternehmen, die arbeiten mit Mehrweg-Versandverpackungen. Die bestehen aus recycelten Materialien und können bis zu zwanzig Mal wiederverwendet werden. Die Verpackungen haben einen ID-Code mit Rückadresse integriert, das heißt unsere Kundinnen können nach Erhalt unserer Ware die Repack-Verpackung kostenfrei in einen Briefkasten stecken.

RePack arbeitet die Verpackung wieder auf und gibt sie wieder in den Versandkreislauf und wir spenden zusätzlich noch einmal je Rückversand des RePack zwei Euro für die Unterstützung indigener Völker.

Traditionelle Muster

Kommen wir jetzt mal zu eurer Mode, die ihr herstellt. Der Ursprung eurer Philosophie ist Peru. Wovon lasst ihr euch bei euren Designs inspirieren?

Unsere Inspirationsquelle sind schon die traditionellen Muster der süd-amerikanischen Völker und der Geschichte. Mit jedem unserer handgestrickten Kunstwerke versuchen wir eine einzigartige Geschichte zu erzählen und in jeder Symbolik dieser Kulturen steckt eine tiefere Bedeutung, mit der wir modisch spielen. Der Condor steht etwa für die obere Welt, den Himmel und die Götter und in diesem modischen Spiel versuchen wir, die Kultur und Traditionen dieser Völker wieder ein wenig mehr ins Bewusstsein zu bringen und etwas mehr Sinnhaftigkeit zu stiften.

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Viele unserer Kleidungen liegen häufig etwas seelenlos und ohne Bedeutung in unseren Schränken. Unser Claim „Designed by another Life“ manifestiert auch unseren Anspruch, die Menschen beziehungsweise Künstler hinter unseren Produkten zu zeigen, denn sie sind ein wesentlicher und letztlich der entscheidende Bestandteil unserer Mode – ohne sie wäre es nur ein Stück Wolle. Und wir sind stolz diese jahrhundertealte Handwerkskunst am Leben zu erhalten und in unsere „moderne“ Welt zu übertragen.

Was meinst du mit in unsere moderne Welt übertragen?

Das bedeutet, dass wir auch Linien anbieten, die etwas schlichter und dezenter in den Mustern und Farben gehalten sind. Die traditionelle Mode ist eben sehr bunt und für den europäischen Geschmack nicht eins zu eins zu übertragen. In unserer aktuellen Herbst-Winter-Kollektion haben wir daher jetzt das Prinzip „Pachamama“ zugrunde gelegt, das für Mutter Natur steht und für uns in der modischen Übertragung bedeutet, dass wir die Wolle mit natürlichen Farben aus der Natur eingefärbt haben.

Somit schaffen wir es, in unserer „Pure Nature“-Sparte auch ohne den Einsatz von traditionellen Mustern eine einzigartige Geschichte über das Leben der indigenen Communitys im Einklang mit der Natur zu erzählen.

Schöne Körperschmeichler

Mode unterliegt ja extremen Trendeinflüssen und ist sehr schnelllebig geworden. Wie geht ihr damit um?

Daran müssen wir uns natürlich auch orientieren und das auch in unseren Schnitten widerspiegeln, legen aber eben viel Wert auf durch die Handwerkskunst bedingte Qualität und hervorragende, hochwertige Wolle Lieblingsstücke zu produzieren, die man immer wieder über viele Jahre gerne anzieht.

Unsere limitiert erhältlichen Kunstwerke sind einfach schöne Körperschmeichler und für eine Kundin, die Lust hat, in die eher traditionell beeinflusste Kollektion zu schlüpfen, haben wir die „Pure Spirituality“-Linie. Mit „Pure Fashion“ decken wir sehr modische, dem Trend entsprechende Wünsche sehr gut ab. „Pure Nature“ ist dafür wieder etwas für Frauen, die es eher klassisch mögen. Ich bin mir sicher, dass unsere Linien für jeden Geschmack etwas Schönes bieten.

achiy.com


SZENE HAMBURG KAUFT EIN 2020 SZENE HAMBURG KAUFT EIN!, Dezember 2020. Das Magazin ist seit dem 19. November 2020 im Handel und auch im Online Shop erhältlich! 

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