„Adam“: eintauchen in das marokkanische Kino

Abla (Lubna Azabal) und Samia (Nisrin Erradi) arbeiten gemeinsam in der Backstube (Foto: Grandfilm)
Abla (Lubna Azabal) und Samia (Nisrin Erradi) arbeiten gemeinsam in der Backstube (Foto: Grandfilm)

„Adam“ ist ein sanfter Film über die Härten des Lebens, der einen in die selbstbewusste Welt des weiblichen marokkanischen Kinos eintauchen lässt

Text: Marco Arellano Gomes

Wundervolles Kino: „Adam“ (Foto: Grandfilm)
Wundervolles Kino: „Adam“ (Foto: Grandfilm)

Unverheiratet, schwanger, arbeitslos – das sind die drei Zutaten, die auch in Marokko ein schweres Los versprechen. Die junge Samia (Nisrin Erradi) trägt ihren kugeligen Babybauch durch die Straßen der Großstadt Casablanca, auf der Suche nach Arbeit, auf der Flucht vor den Urteilen der eigenen Familie und Freunden. Sie klopft sich von Tür zu Tür, bietet sich als Haushaltshilfe, Pflegekraft, Babysitterin an, erhält aber die immer gleiche Antwort: „Nein, kein Bedarf.“ Auch die alleinerziehende Mutter Abla (Lubna Azabal), die seit dem Tod ihres Mannes eine kleine Bäckerei betreibt und allein ihre quirlige, achtjährige Tochter Warda (Douae Belkhaouda) erzieht, weist die junge zunächst Frau ab. Als sie aus dem Fenster blickend sieht, wie Samia erschöpft auf einer Treppenstufe Platz nahm, bittet sie sie doch hinein. Die kleine Warda schließt die Fremde sofort ins Herz – und schafft es, auch ihre Mutter zu erweichen, ihr eine Chance zu geben. Samia entpuppt sich als talentierte Bäckerin und bringt das Geschäft mit ihren Rziza (eine Art marokkanischer Crêpes) rasch voran. Das Eis zwischen den beiden Frauen schmilzt dahin, die anfängliche Distanz weicht anerkennender Freundschaft. Doch je näher die Geburt des Kindes heranrückt, desto drängender stellt sich die Frage, wie eine Zukunft aussehen kann.

Ein Film zum Sich-Verzaubern-Lassen

„Adam“ ist ein sanfter Film, der viel Menschlichkeit zeigt und mit der Geschichte zweier Frauen und ihren Alltagssorgen in einer patriarchal geprägten Gesellschaft tief berührt. Regisseurin Maryam Touzani wird als neue weibliche Stimme des marokkanischen Kinos bezeichnet. Es ist eine selbstbewusste, smarte, einfühlsame Stimme, voller Bewusstsein für die Stärke von der Subtilität und Sinnlichkeit alltäglicher Handlungen – und einer Neugier für die Gefühlswelt der Charaktere, die sie mit der Kamera gekonnt einfängt. Das ist auch in Cannes aufgefallen, wo ihr Regiedebüt in der Rubrik „Un Certain Regard“ lief. Mehrfach auf Filmfesten ausgezeichnet, ging „Adam“ sogar als marokkanischer Beitrag ins Oscar-Rennen 2020 ein. Ein Film zum Eintauchen und Sich-Verzaubern-Lassen.

„Adam“, Regie: Maryam Touzani. Mit Lubna Azabal, Nisrin Erradi, Douae Belkhaouda. 98 Min. Seit dem 9. Dezember in den Kinos

Appetit? Hier gibt’s den Trailer zu „Adam“:

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