Halim (Saleh Bakri) und Mina (Lubna Azabal) sind seit vielen Jahren verheiratet und betreiben in der marokkanischen Altstadt von Salé ein Geschäft für traditionelle Kaftane. Die prachtvollen Obergewänder werden in sorgfältiger Handarbeit hergestellt und aus wertvollen Materialien gesponnen. Ein junger Lehrling beginnt in der Schneiderei und bringt das bislang bestehende Gleichgewicht zwischen den beiden ins Wanken. Denn Halim und der junge Lehrling (Ayoub Missioui) teilen mehr als die Leidenschaft und Liebe für die Stoffe und das Handwerk. Sie fühlen sich auch beide zueinander hingezogen – was in Marokko alles andere als akzeptiert ist. Die an Krebs erkrankte Mina spürt, dass ihr Mann etwas verheimlicht, hält aber doch zu ihm. Wird er ihr von seiner Neigung zu Männern erzählen?
Ein Filmjuwel
„Das Blau des Kaftans“ von Regisseurin Maryam Touzani ist wie schon ihr Debütfilm „Adam“ ein Film der leisen Töne und der tiefen Menschlichkeit. In ruhigen, anmutigen Bildern lässt sie sowohl das sinnliche Handwerk des Schneiderns als auch die zwischenmenschlichen Beziehungen in wunderschönem, warmem Licht erscheinen – und rührt damit auch an ein Tabu in der marokkanischen Gesellschaft. Homosexualität ist dort noch immer eine Straftat, die mit bis zu drei Jahren Haft geahndet wird.
Der Film plädiert auf einfühlsame Weise für die Freiheit, so zu sein, wie man ist – ohne den Zeigefinger zu erheben oder die moralische Keule zu schwingen. Vielmehr ist es ein Film über die Liebe zum Handwerk, aber auch der Liebe zwischen den Menschen, frei von Kitsch und doch voller Gefühl. Das erinnert sehr an den filmischen Vorgänger „Adam“, beeindruckte aber sowohl in Cannes als auch auf dem Filmfest Hamburg nicht minder, sondern eher mehr. Ein Filmjuwel einer begnadeten Filmemacherin.
„Das Blau des Kaftans“, Regie: Maryam Touzani. Mit Lubna Azabal, Saleh Bakri, Ayoub Missioui. 118 Min. Ab dem 16. März im Kino.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 03/2023 erschienen.