Burnout sei Dank

Lukas Porschen, Lukas und Julian Fichtl (v.l.n.r.) sind marketing-mäßig auf Zack

Comeback eines Altherrengetränks: Vier Hamburger Studenten mischen den Spirituosenmarkt mit ihrem Weinbrand auf

Die Gründungsgeschichte von Weissbrand ist einem Burnout zu verdanken, dem Burnout von Wolfgang Fichtl. Erschöpft kam dieser in den Neunzigern auf einem Weingut in der Pfalz erstmals mit einem Brennmeister in Kontakt. Die beiden tüftelten an einem Destillat aus einer Riesling-Spätlese. Gemeinsam mit zwei weiteren Jungspunden griffen Wolfgang Fichtls Söhne Lukas und Julian 15 Jahre später die Idee wieder auf.

Herausgekommen ist „The Wolf“, eine Mischung aus Spätlese, Auslese und Eiswein, die zwei Jahre in einem Edelstahltank zum Weindestillat reift. Mit „The Wolf“ wollen die Gründer nicht weniger, als den Weinbrand revolutionieren. Und wie man einem Altherrengetränk ein frischeres Image verpasst, das wissen die Jungunternehmer, gewieft in Marketing-Fragen, genau. Denn Sebastian Fischer, Lukas Porschen, Julian und Lukas Fichtl, alle zwischen 22 und 25 Jahre alt, studieren an der privaten Hamburger Brand Academy und stehen kurz vor ihrem Abschluss. Dass sie schon jetzt 50.000 Euro Umsatz eingefahren und ihrem „Wolf“ sogar einen weiteren hochprozentigen Gesellen an die Seite gestellt haben, ist mindestens erstaunlich. „Birds“ (0,5 Liter für 39,95 Euro) heißt der Kollege – gebrannt ist dieser aus einem Riesling-Qualitätswein und er folgte Ende 2015 seinem Vorgänger auf den Markt.

Möglicherweise liegt der Erfolg der vier Gründer auch an ihrem persönlichen Engagement. Ihre Brände bringen sie schon mal persönlich in der Gastronomie vorbei. Deswegen steht „The Wolf“ mittlerweile in so renommierten Restaurants wie dem Louis C. Jacob, dem Le Canard oder dem Trific. Obwohl da noch ein Detail wäre. Offiziell dürfen die Unternehmer nicht von einem Weinbrand sprechen. Der muss mindestens ein halbes Jahr im Holzfass lagern, während ihr eigenes Destillat zwei Jahre im Edelstahlfass reift. Um das Produkt korrekt zu etikettieren, hätten sie Weindestillat auf ihre Flasche schreiben müssen: „Das war uns nicht sexy genug.“ Ein neuer Name musste her. Also ließen die Freunde kurzerhand den Namen „Weissbrand“ für ihre Spirituose eintragen und schützen.

So sehr die zwei Brände zum Zeitgeist regional und handwerklich zubereiteter Spirituosen passen, so verwehren sie sich doch dem Trend der „Ginflation“. Zu easy wäre es gewesen, einen weiteren Gin auf den Markt zu werfen. Ganz günstig ist das Trinkvergnügen nicht: Für eine Flasche „The Wolf“ blättert man knapp 130 Euro hin. Dafür schmeckt das Ganze nach exotischen Früchten, Gewürzen und Kräutern, ein wenig wie ein milder Grappa. Die Gründer haben mittlerweile eigene Räume in St. Georg gefunden – schon heute ist Weissbrand eine Erfolgsgeschichte, Wolfgangs Erschöpfung sei Dank.

Text: Stefanie Maeck

Weissbrand ist u.a. im Alsterhaus (Altstadt) und in der Weinquelle Lühmann (Eilbek) erhältlich

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