3 Fragen an … Christopher Rüping

Christopher Rüping inszenierte bereits „Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre. Dessen neuestes Werk „Noch wach?“ adaptierte Rüping nun ebenfalls für die Theaterbühne
Inszenierte auch Benjamin von Stuckrad-Barres „Panikherz“: Christopher Rüping (©Flavio Karrer)

SZENE HAMBURG: Christopher Rüping, „Noch wach?“ nannte Benjamin von Stuckrad-Barre seinen jüngsten Roman über Machtmissbrauch im Axel-Springer-Verlag und den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt. Sie haben das Buch vorab lesen und prüfen dürfen, ob Sie den Text für die Bühne adaptieren – haben Sie sich frei gefühlt, ein solches Angebot auch abzulehnen?

Christopher Rüping: Ja, natürlich. Ich habe gemeinsam mit dem Ensemble und meinem Team entschieden, das Projekt anzugehen.

Dem Autor wurde vorgeworfen, eine Haltung moralischer Unanfechtbarkeit einzunehmen; ist es nötig, dass Sie selbst um eine eigene moralische Haltung ringen, bevor Sie mit der Inszenierung beginnen?

Auf jeden Fall. Nicht nur vor Beginn der Proben. Das Ringen um die eigene Haltung findet in jeder Probe statt. Und nicht nur bei mir, sondern bei allen an der Produktion Beteiligten. So wie sich die Erzählerfigur aus „Noch wach?“ immer mehr verrennt, verstrickt und das eigene Handeln und Denken in Frage stellt, geht es uns auf den Proben. Das klingt und ist anstrengend – manchmal sogar schmerzhaft. Aber das Schöne an Theater ist ja, dass man es nicht alleine macht, sondern gemeinsam. Die Gemeinschaft hilft im Umgang mit Themen wie #MeToo und sexualisiertem Machtmissbrauch, die die Betroffenen ja häufig in die Vereinzelung treiben, enorm.

Stellen Sie im Bühnenstück bestimmte Aspekte in den Vordergrund zu Ungunsten anderer, um dem Medium Theater gerecht zu werden?

Für unsere Inszenierung steht die Gründung des „Pink Tanks“ im Vordergrund: Aus Einzelnen, die sich zunächst nicht über den Weg trauen, entsteht nach und nach eine schlagkräftige und schnellzüngige Gruppe. Innerhalb dieser Gruppe werden Geschichten geteilt, gesammelt und verarbeitet. Man steht füreinander ein. Darin spiegelt sich natürlich eine große Hoffnung und Sehnsucht: Dass Theater Orte sind, in denen diese Art von Gemeinschaften entstehen und ein Zuhause finden.

„Noch wach?“ ab dem 8. September 2023 (Uraufführung) im Thalia Theater. Weitere Termine: 10., 19., 24. September und mehr.

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 09/2023 erschienen.

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