Filmkritik: Golda

Porträt über Israels eiserne Lady im Jom-Kippur-Krieg
Golda Meir (Helen Mirren) verteidigt vor einem Ausschuss ihre Handlungen als Premierministerin; ( ©Aidem Media Ltd)

Sie war im Oktober 1973 die Frau der Stunde, als der Staat Israel durch einen Überraschungsangriff Ägyptens, Syriens und Jordaniens bange Tage der Ungewissheit durchlebte. Die Welt hielt den Atem an, und Israels Staatsoberhaupt Golda Meir behielt die Nerven. Mit „Golda – Israels Eiserne Lady“ widmet ihr Regisseur Guy Nattiv („Skin“) einen Film. Es sind bange, besorgniserregende zehn Tage, in denen die gesundheitlich angeschlagene israelische Premierministerin Golda Meir (Helen Mirren) kettenrauchend im plötzlich vom Zaun gebrochenen Jom-Kippur-Krieg den Überblick behalten muss. Umgeben von einem männlich besetzten Kabinett, das sie mit völlig unterschiedlichen strategischen Vorschlägen bombardiert, muss Golda sowohl auf dem Kriegsfeld als auch auf dem diplomatischen Parkett Entscheidungen treffen, von denen unzählige Menschenleben, das Schicksal von Nationen und der Welt abhängen. Wie geht sie mit diesen Ausnahmezustand um? Wird sie die richtigen Entscheidungen treffen?

Alles dreht sich um Golda

( ©Aidem Media Ltd)

Regisseur Guy Nattiv gelingt dank der darstellerischen Leistungen von Oscar-Preisträgerin Helen Mirren („The Queen“) ein packender Thriller, bei dem nicht nur das oscarprämierte Make-up überzeugt. Alles dreht sich um Golda: Die Kamera bleibt stets an ihr dran, zeigt sie rauchend in Konferenzräumen, bei ihr zu Hause, im Krankenhaus und in ihren Träumen. Der Begriff „Fog of war“ bekommt da eine völlig neue Bedeutung. Es ist spürbar, in welch emotionalem Ausnahmezustand Golda Meir gewesen sein muss, was sie in jenen Tagen mental und körperlich durchmachte – in steter Ungewissheit und doch die Fassung wahrend. Dennoch fehlt dem Film eine Vision, die über das schiere Erleben dieser Tage hinausgeht. Die kriegerischen Handlungen werden bloß in kurzen Momenten angerissen, stattdessen werden unzählige Strategien rauf und runter diskutiert, die schwer einzuordnen sind. Obwohl der Film nah an ihrem Charakter bleibt, ist der Film kein klassisches Porträt, obwohl er einen Krieg thematisiert, ist er kein Kriegsfilm, obwohl er die Politik hinter den Ereignissen skizziert, ist er kein politischer Thriller. Der Film ist gut gemacht, aber da wäre mehr drin gewesen.

[Golda –, Regie: Guy Nattiv. Mit Helen Mirren, Liev Schreiber, Camille Cottin. 100 Min. Ab dem 30. Mai 2024 im Kino]

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 05/2024 erschienen.

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