Filmkritik: „Rickerl“

„Rickerl“ mit Voodoo Jürgens ist eine melancholisch-komische Hommage an den Austropop
Der Wiener Erich „Rickerl“ Bohacek (Voodoo Jürgens, r.) ist ein liebenswerten Chaot und leidenschaftlicher Musiker (©Giganten Film/Pandora Film)
„Rickerl“, die Hommage an den Austropop, ist ab dem 1.2. im Kino zu sehen und vor allem zu hören (©Giganten Film/Pandora Film)

„Musik is höchstens a Hobby“ lautet der Untertitel von Regisseur Adrian Goigingers („Die beste aller Welten“) Komödie „Rickerl“. Was für eine Untertreibung! Schließlich ist Musik hier omnipräsent und übernimmt neben dem österreichischen Liedermacher Voodoo Jürgens die zweite Hauptrolle.

Der Wiener Erich „Rickerl“ Bohacek (Voodoo Jürgens) hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Durch seinen unangepassten Lebensstil gerät er immer wieder mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) aneinander. Denn Rickerls wahre Leidenschaft ist die Musik. Seine Songs trägt der erfolglose Liedermacher abends in Beisln vor. Manchmal ist bei den Kneipen-Auftritten auch Rickerls Sohn Dominik (Ben Winkler) dabei. Von dessen Mutter Viki (Agnes Hausmann), die mittlerweile ein gutbürgerliches Leben mit ihrem neuen Partner Kurti (Claudius von Stolzmann) führt, ist er getrennt. Höchst unterhaltsam und in schönstem Wiener Schmäh begleitet der Film den liebenswerten Chaoten dabei, ein verantwortungsvoller Vater zu werden und endlich als Musiker Fuß zu fassen.

Die Austropop-Atmosphäre steht im Vordergrund

Dabei immer präsent: die live am Set eingespielten Lieder von Voodoo Jürgens. Auch andere Austropop-Interpreten werden gewürdigt: Der Nino aus Wien hat einen Gastauftritt, es laufen Songs älterer Vertreter wie Wolfgang Ambros und S.T.S. Nicht nur durch seinen Soundtrack wirkt der Film teilweise herrlich aus der Zeit gefallen. Am offensichtlichsten zeigt sich das am Einsatz der Zigarette: Geraucht wird immer und überall – im Kino, in der Bahn, beim AMS. Das passt zur körnigen Optik der Bilder, den warmen Orangetönen und vernebelten Räumen. Der Protagonist selbst hat kein Smartphone, dafür aber eine Schreibmaschine und trifft in seinen Stammkneipen einen deutlich älteren Freundeskreis – vielleicht um das zerrüttete Verhältnis zum eigenen spielsüchtigen Vater (Rudi Larsen) zu kompensieren. Diese Figur erscheint als einzige zu überzeichnet-konstruiert in einem Film, in dem Handlung und Rollen sich ansonsten der Atmosphäre unterordnen und so perfekt mit ihr harmonieren.

„Rickerl“, Regie: Adrian Goiginger. Mit Voodoo Jürgens, Ben Winkler, Agnes Hausmann. 104 Min. Ab dem 1. Februar 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2024 erschienen.

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