KZ Gedenkstätte Neuengamme
In Hamburg gab es mit dem KZ Neuengamme vom 1938 bis 1945 das größte Konzentrationslager in Nordwestdeutschland. Im Hauptlager und den 85 Außenlagern waren mehr als 100.000 Menschen inhaftiert. Bis zum Kriegsende und der Befreiung des Lagers starben 42.900 Häftlinge. Sie wurden erschlagen, ertränkt, erhängt, erschossen, durch Giftgas getötet oder starben aufgrund fehlender Medikamente, unterlassener ärztlicher Hilfe, an körperlicher Überanstrengung bei der Arbeit oder an Misshandlungen.
Nach der Räumung des Lagers durch die Nationalsozialisten, wurde es ab 1948 zuerst für den Strafvollzug genutzt. 1965 wurde ein Internationales Mahnmal errichtet und 1981 entstand das erste Ausstellungsgebäude. Die Gefängnisse an diesem Standort wurden erst 2003 und 2006 geschlossen. Erst dann konnte die Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers zu einem Ausstellungs-, Begegnungs- und Studienzentrum erweitert werden. Heute hat die Gedenkstätte täglich geöffnet (Mo-Fr 9.30–16 Uhr, Sa, So und an Feiertagen 10–17 Uhr. Am 24.12., 25.12., 31.12 und 1.1. ist die Ausstellung geschlossen) und der Eintritt ist frei. Der Museumsdienst Hamburg vermittelt auf Anfrage Führungen in 17 verschiedenen Sprachen inklusive Hebräisch, Farsi und Hocharabisch. Ein digitaler Rundgang wird ebenfalls angeboten.
Gedenkstätte Fuhlsbüttel in Hamburgs Norden
Auch im Hamburger Stadtteil Fuhlsbüttel richteten die Nationalsozialisten ein Konzentrationslager ein. Am 4. September 1933 eröffneten sie in den Fuhlsbüttler Strafanstalten das Konzentrationslager Fuhlsbüttel. Geleitet von Offiziellen der SS und der SA wurde es 1936 als Polizeigefängnis weitergeführt, ehe die SS einen Gebäudeteil vom Oktober 1944 bis zum Februar 1945 als Außenlager des KZ Neuengamme nutzte. In Fuhlsbüttel waren viele Hamburger Widerstandskämpferinnen und -kämpfer sowie Zeugen Jehovas, Juden und Jüdinnen und andere inhaftiert. Bis zum Mai 1945 starben im „Kola-Fu“, wie das Konzentrationslager genannt wurde, über 200 Menschen.
Heute kann die Gedenkstätte immer sonntags von 10 bis 17 Uhr kostenfrei besichtigt werden. Führungen sind nach Vereinbarung auch zu einem anderen Zeitpunkt möglich und werden vom Museumsdienst Hamburg organisiert.
Gedenkstätte Bullenhuser Damm
Vom November 1944 bis zum 11. April 1945 war auch das Gebäude der Schule im Bullenhuser Damm ein Außenlager des KZ Neuengamme. Nach Berichten der SS waren hier im Frühjahr 1944 592 Menschen inhaftiert, es wird jedoch von einer deutlich höheren Zahl ausgegangen. Kurz vor Kriegsende, in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945, verübten die Nationalsozialisten im Außenlager Bullenhuser Damm einen Massenmord. SS-Männer töteten mindestens 24 sowjetische Häftlinge und 20 jüdische Kinder, an denen zuvor im Konzentrationslager Neuengamme medizinische Experimente durchgeführt wurden. Lange war dieses Verbrechen vergessen.
Im Jahr 1963 gab es eine erste Gedenktafel im Eingangsbereich der Schule und im Jahr 1979 begann die Aufarbeitung der Verbrechen am Bullenhuser Damm. Heute gibt es im Keller des Hauses eine Ausstellung, die sonntags von 10 bis 17 Uhr kostenlos besucht werden kann. Zudem erinnert ein von der Hamburger Künstlerin Lili Fischer entworfener Rosengarten an die Opfer des Massenmordes.
Denk.mal Hannoverscher Bahnhof
Bevor es in Hamburg den Hauptbahnhof gab, hatte die Stadt mit dem Berliner Bahnhof, dem Lübecker Bahnhof, dem Bahnhof Klostertor und dem Hannoverschen Bahnhof vier Bahnhöfe. Vom Hannoverschen Bahnhof aus ging es nach Süden. Auch wenn der Bahnhof mit der Eröffnung des Hauptbahnhofs 1906 an Bedeutung verlor, wurde er ab 1940 wieder intensiv genutzt. Die Nationalsozialisten deportierten vom Hannoverschen Bahnhof nah der Elbe über 8000 Jüdinnen und Juden, Sintizas und Sinti, Romnja und Roma aus Hamburg und Norddeutschland. Von hier aus wurden sie in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in den besetzten Gebieten verbracht, darunter die Lager in Theresienstadt und Auschwitz.
Nach dem Krieg geriet der Bahnhof in Vergessenheit und die letzten Gebäude wurden 1955 und 1981 abgerissen. Durch die Erschließung des Gebiets für den Wohnungsbau und die Planung der HafenCity geriet der Hannoverschen Bahnhof und seine Geschichte wieder in den Blickpunkt. 2017 wurde dann der Gedenkort „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ eröffnet und ab 2026 soll ein Dokumentationszentrum an die Schicksale der Deportierten in die Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung erinnern. Heute kann der Gedenkort jederzeit besucht werden. Der dazugehörige Info-Pavillon ist von April bis Oktober täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Gedenkstätte Stadthaus im Hamburger Zentrum
Das Stadthaus liegt in der Hamburger Innenstadt zwischen Neuem Wall und den Großen Bleichen. Von 1814 bis 1943 beherbergte der Gebäudekomplex die zentralen Dienststellen der Hamburger Polizei. Die Nationalsozialisten nutzen diesen Ort für die Einrichtung von Staatspolizei- und Kriminalpolizeileitstellen. Von hier aus organisierten sie die Verfolgung von Jüdinnen und Juden, Sintizas und Sinti, Romnja und Roma sowie zahlreichen weiteren Menschen und die systematische Verfolgung des Hamburger Widerstands gegen den Nationalsozialismus. In den Arrestzellen und Verhörräumen wurden Geständnisse oft unter brutaler Misshandlung erzwungen. Nach der Zerstörung des Gebäudekomplexes im Zuge der „Operation Gomorrha“, den Luftangriffen von britischen und amerikanischen Streitkräften vom 24. Juli bis 3. August 1943, wurden die Dienststellen verlegt.
Heute erinnert die Ausstellung „Das Stadthaus im Nationalsozialismus. Eine Zentrale des Terrors“ an die Verbrechen der Nationalsozialisten. Die Schau ist von Montag bis Samstag von 10 bis 17 geöffnet, der Eintritt ist frei. Dazu gibt es regelmäßig kostenlose Rundgänge, eine Anmeldung ist erforderlich.
Grindelviertel – ein Hamburger Viertel wie eine Gedenkstätte
Das Grindelviertel war das Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg vor 1933. Hier stand mit der Synagoge am Bornplatz eines der größten jüdischen Gotteshäuser in Deutschland. Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 wurde es zerstört und bis heute nicht wieder aufgebaut. Der Joseph-Carlebach-Platz, benannt nachdem ehemaligen Rektor der benachbarten Talmud-Tora-Schule (heute Joseph-Carlebach-Schule), erinnert an den Standort der Synagoge. Nur wenige Meter entfernt vom Joseph-Carlebach-Platz erinnert ein Wandbild am Gebäude des Fachbereichs Sozialökonomie der Universität Hamburg an das jüdische Leben im Grindelviertel. Gemalt hat es die argentinische Künstlerin Cecilia Herrero im Herbst 1995 zusammen mit Studierenden.
Darüber hinaus sind im Grindelviertel besonders viele Stolpersteine zu finden, die an die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner erinnern. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, der den ersten 1992 in Köln verlegte. In Hamburg wurde der erste Stolperstein im Jahr 2002 in Erinnerung an den im KZ Theresienstadt ermordeten Prof. Dr. Siegfried Samuel Korach vor seinem damaligen Wohnhaus in der Hartungstraße 1 verlegt, natürlich im Grindelviertel.
Ausstellung im Rathaus
In jedem Jahr konzipiert die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte eine Ausstellung. Sie wird immer um den 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, in der Diele des Hamburger Rathauses gezeigt. 2024 beschäftigt sich die Schau mit dem Thema „Rechte Gewalt in Hamburg von 1945 bis heute“.
Sie erzählt die Geschichten der Betroffenen rechter Gewalt in Hamburg. Dabei nimmt sie gleichzeitig Akteure und Netzwerke alter wie neuer Nazis unter die Lupe und zeigt die Entwicklung rechter Gewalt in der Hansestadt genauso wie die Formen von Gegenwehr. Die Ausstellung ist vom 19. Januar 2024 bis 18. Februar 2024 immer montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Einen Besucherservice sowie Katalogverkauf gibt es montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 14 Uhr. Parallel zur Ausstellung sind zudem zahlreiche Vorträge und Führungen geplant.
Außerdem geht parallel zur Ausstellung am 19. Januar die Website rechtegewalt-hamburg.de online und präsentiert die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Hamburg rechtsaußen. Rechtsextreme Gewalt- und Aktionsformen in, mit und gegen städtische Gesellschaft“. Eine Kooperation der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.
Einen Überblick über alle Gedenkstätten in Hamburg gibt es unter gedenkstaetten-in-hamburg.de. Darüber hinaus gibt es bei der Bundeszentrale für politische Bildung zahlreiches kostenloses Bildungs- und Informationsmaterial zu diesem und anderen Themen.