Komödie Winterhuder Fährhaus – „Einfach mal durchatmen“

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Foto: Huang

Das Theater an der Alster bietet mehr als Klamauk, nämlich „Erholung pur“, erklärt Leiterin Britta Duah im Interview.

Licht, ganz viel Licht dringt ins Foyer. Die Außenfassade gleicht dem Kokon eines klassischen Center Parcs: hohe Fenster, dicht an dicht, bist unters Dach. Außen ist alles gläsern, und drinnen sind rote Teppiche ausgerollt, auf allen Wegen. Kaum angekommen in der Komödie Winterhuder Fährhaus, sollen Gäste im Wohlfühlmodus sein, sich auch ein bisschen wie die Stars vorkommen, wegen denen sie hier sind. Früher waren das Harald Juhnke und Evelyn Hamann, heute sind es Jochen Busse und Hugo Egon Balder. Die jeweiligen Stoffe: immer lustig, immer massentauglich. Wer hierherkommt, weiß, was er kriegt – und das seit 30 Jahren.

Mitte des 19. Jahrhunderts noch als Schänke für Alsterschiffer genutzt und erst ab 1893 für Veranstaltungen und Bälle, ist die Komödie Winterhuder Fährhaus seit 1988 geöffnet. 586 Gäste haben Platz auf den weinroten Polstersesseln im großen Saal. Oben, auf den knarrenden Dielen, ist aktuell ein hübsch eingerichtetes Wohnzimmer zu sehen – das Bühnenbild von „Komplexe Väter“, mit eben jener Busse-Balder-Besetzung. Was an einem Besuch spannend sein könnte, sagt Britta Duah, 39, die erste Frau, die das nicht subventionierte Theater leitet.

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„Kommt vorbei!“: Britta Duah ist seit einem Jahr Theaterleiterin. Foto: Public Adress / Stefan Hoyer

SZENE HAMBURG: Britta Duah, können Sie das Erlebnis Winterhuder Fährhaus mit wenigen Wörtern zusammenfassen

Britta Duah: Stars und Erholung!

Inwiefern tragen diese beiden Säulen das Haus?

Wir holen die Stars, die viele aus dem Fernsehen kennen, auf die Theaterbühne. Besucher können sie also live und hautnah erleben.

Müssen Ihre Stars vor allem prominent sein, oder gibt es weitere Kriterien für ein Engagement?

Es ist wichtig, dass sie Theaterspielen können. Es gibt ja einen riesigen Unterschied zwischen Fernseh- und Theaterschauspiel. Während es im Film oft reicht, eine Augenbraue minimal zu heben, braucht es im Theater immer große Mimik, sodass auch die Besucher in den hinteren Reihen alles mitbekommen. Eine ausgebildete Stimme ist natürlich auch wichtig, denn auf der Theaterbühne muss selbst ein Flüstern überall zu hören sein.

Und die Erholungs-Säule?

Mit den Stücken, die wir zeigen, wollen wir Besuchern eine Auszeit vom Alltag bieten, quasi Erholung pur.

„Wenn die Besucher mit einem Lächeln das Haus verlassen, haben wir einen guten Job gemacht.“

Klingt gut, die Auszeit vom Alltag. Aber geht das wirklich so einfach?

Bestenfalls geben Besucher all ihre sorgenvollen Gedanken an der Garderobe ab, setzen sich in den Saal und lassen sich unterhalten. Wenn sie eine Mordsgaudi haben und mit einem Lächeln das Haus verlassen, haben wir einen guten Job gemacht.

Sie stehen also für schnelles Glück?

Glück ist ein wahnsinnig großes Wort. Zufriedenheit würde uns schon reichen. Uns geht es darum, dass die Leute bei uns einfach mal durchatmen können.

Braucht es dazu vor allem leichte Stoffe?

Nicht zwangsläufig. Es müssen welche sein, die jedem Besucher genau das bieten, was er gerade braucht. Die Beziehungskomödie „Doppelfehler“, die bei uns kürzlich lief, war auf den ersten Blick vielleicht ein leichter Stoff. Aber es gab auch Szenen, die ganz schön tief gingen. Einmal wurde sogar das Theater selbst unter die Lupe genommen und was es mit den Leuten macht.

Kritiker behaupten, Sie würden den Leuten vor allem Klamauk geben. Was entgegnen Sie?

Kommt vorbei! Mich stört so etwas gar nicht. Humor ist ja sehr subjektiv und zudem stimmungsabhängig.

Sie sind nun seit einem Jahr Theaterleiterin des Hauses. Was ist Ihre aktuell größte Herausforderung?

Es ist eine Zeit der Veränderungen, und damit meine ich nicht nur die Digitalisierung. Die Auswahl an Theaterstücken in der Stadt ist immens groß geworden. Wer in seiner Freizeit zum Theater möchte, kann unheimlich viel machen. Meine Aufgabe ist es, die Komödie Winterhuder Fährhaus durch diese Zeit zu schiffen.

Text und Interview: Erik Brandt-Höge
Fotos: Huang (Beitragsbild)

Komödie Winterhuder Fährhaus, Hudtwalckerstraße 13 (Winterhude), www.komoedie-hamburg.de



 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Oktober 2018. Das Magazin ist seit dem 29. September 2018 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 

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