Filmkritik: „The Ordinaries“

Sophie Linnenbaums „The Ordinaries“ ist eine Gesellschaftskritik mit kreativem Einsatz filmischer Mittel
Paula (Fine Sendel) stellt Nachforschungen zu ihrem Vater an (©Bandenfilm)
Paula (Fine Sendel) stellt Nachforschungen zu ihrem Vater an (©Bandenfilm)

Wer kennt es nicht, das Gefühl, im eigenen Leben mal die Hauptrolle, mal eine Nebenrolle zu spielen und dann wieder nur Statist zu sein? Oder schlimmer noch: ein Outtake, herausgeschnitten aus der Haupterzählung? Diesen Gedanken macht sich Regisseurin Sophie Linnenbaum in ihrem Film „The Ordinaries“ zu eigen und exerziert diesen filmisch auf kreative Weise. Gezeigt wird die cineastische Parallelwelt von Paula (Fine Sendel), in der die Menschen hierarchisch in Hauptfiguren, Nebenfiguren und die verachteten Outtakes aufgeteilt sind. Paula steht vor der wichtigsten Prüfung ihres Lebens: Sie muss im Institut beweisen, dass sie das Zeug zur Hauptfigur hat – und somit das Recht auf ein privilegiertes Leben. Hat sie eine kohärente Storyline? Kann sie ihre Gefühle filmisch und musikalisch in Szene setzen und in die Fußstapfen ihres Vaters treten, der, den Aussagen ihrer Mutter (Jule Böwe) zufolge, ebenfalls eine Hauptrolle spielte? Paula zeigt schon bald Schwächen, die zumindest Zweifel daran säen. Durch ihre Nachforschungen zur Vergangenheit ihres Vaters begegnet sie den verachteten, unterdrückten Outtakes, Menschen mit Filmfehlern, am Rande der Gesellschaft und stößt auf manche überraschende Informationen, die ihre eigene Existenz in Frage stellen.

Basierend auf einem Kurzfilm

„The Ordinaries“ läuft ab dem 30. März in den deutsche Kinos (©Bandenfilm)
„The Ordinaries“ läuft ab dem 30. März in den deutsche Kinos (©Bandenfilm)

Die Idee, die „The Ordinaries“ zugrunde liegt, ist für jeden Filmliebhaber zugegebenermaßen delikat, zumal vielen Cineasten die Gattung Film ohnehin als Kunstform erscheint, die die Essenz des Lebens am stärksten ausdrückt. Warum also nicht eine Parabel auf das Leben, die diesen Gedanken durchspielt? Sophie Linnenbaum geht in ihrem ersten Kinospielfilm, der auf einem ihrer Kurzfilme basiert, mit viel Humor an die Sache heran und lässt so manche Einfälle charmant einfließen, ohne die Story selbst zu vernachlässigen. Das Ergebnis ist eine originelle Gesellschaftskritik mit fantasievollen, satirischen Elementen und einigen Reminiszenzen an die Filmgeschichte. Wenn es an etwas fehlt, dann an Emotionen – auch wenn eine ganze Musical-Einlage im Film diese minutenlang feiert. Es scheint derzeit ein Trend der Filmemacher zu sein, sich in die Metaebene zu flüchten. Aber vielleicht ist der abstrakte Blick der übersichtlichste, um Kritik an einer Gesellschaft zu äußern, die sich mit einem scheinbar fertigen Drehbuch zufrieden gibt.

„The Ordinaries“, Regie: Sophie Linnenbaum. Mit Fine Sendel, Jule Böwe, Sira-Anna Faal. 120 Min. Ab dem 30. März 2023 im Kino.

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 04/2023 erschienen.

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