27. Januar: Gedenken und der Bertini-Preis 

Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Soldaten befreit. Seit 1996 ist dieser Tag in Deutschland und seit 2005 auch international der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. In Hamburg wird an diesem Tag der Bertini-Preis vergeben – 2025 zum 27. Mal 
Auch in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wird in hamburg am 27. Januar der Bertini-Preis
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit (©unsplash/Karsten Winegeart)

„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt.“ Das waren 1996 die Worte des damaligen Bundepräsidenten Roman Herzog bei seiner Proklamation für den 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Denn 51 Jahre zuvor, am 27. Januar 1945, wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Soldaten befreit. Auschwitz stand dabei wie kein anderes Lager für die Ermordung von Menschen durch den nationalsozialistischen Rassenwahn.  

Am 27. Januar wird daher an zahlreichen Gedenkstätten in Hamburg und an anderen Plätzen an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Jahr 2025 finden unter anderen folgende Gedenkveranstaltungen statt:

Ein Preis für Zivilcourage

Am 27. Januar wird in der Hansestadt traditionell auch der Bertini-Preis vergeben. Er zeichnet ganz im Sinne seines Namensgebers „Die Bertinis“, ein Roman des Hamburger Schriftstellers Ralph Giordano, Einzelpersonen, Gruppen oder Schulklasse für couragiertes Eintreten gegen Unrecht, Ausgrenzung oder Gewalt von Menschen gegen Menschen in der Stadt aus. 2025 wird der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Preis zum 27. Mal vergeben. Bei der Verleihung am 27. Januar um 14 Uhr im Ernst Deutsch Theater werden insgesamt 66 junge Menschen aus sechs Projekten ausgezeichnet.  

Ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.

Esther Bejarano

Sechs ausgezeichnete Projekte beim Bertini-Preis 2025

Ein Preis geht an das Projekt „5. Stolperstein in Eidelstedt“. Über ein Jahr lang erforschten Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Schule Eidelstedt mit Ausdauer, Neugier und Empathie das Schicksal von Leni Timm. Die Schule ist Patin für einen Stolperstein, der an das Leben des Mädchens aus Eidelstedt und das Unrecht der NS-Zeit erinnert.

Mit der Theaterperfomance „Romplay – ein Platz für die Roma unter der Sonne“ der Stadtteilschule am Hafen setzen sich junge Roma und Romnja mit den Erfahrungen der Roma-Community auseinander. Doch es geht auch um ihre strukturelle Diskriminierung in Deutschland. Dafür erhält das Ensemble den Bertini-Preis 2025.

Das dritte prämierte Projekt ist das „Building Bridges Tournament“ der U18-Basketballmannschaft „Wildcats“ des Niendorfer Turn- und Sportvereins (NTSV). Das Turnier ist mehr als ein sportliches Event, da die Jugendlichen damit ein starkes Zeichen gegen Rassismus, Unrecht und Ausgrenzung setzen.

Die vierte Auszeichnung geht an das im Januar 2024 eingeweihte Mahnmal „Die Kinder vom Bullenhuser Damm“ auf dem Schulgelände der Brecht-Schule Hamburg. Es erinnert an die 20 Kinder, die während der Shoah im nahegelegenen Bullenhuser Damm ermordet wurden. Die Vielfalt-AG der Brecht-Schule hat dieses Mahnmal in einer intensiven Gemeinschaftsarbeit entwickelt.

Auszeichnung Nummer fünf erhält das Projekt „Stolpersteine in Blankenese“. Die zwei Geschwister Pippa und Willy haben 2019 eine Bewegung ins Leben gerufen, die den 9. November als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Blankenese etabliert hat. Seit 2021 werden an diesem Tag alle 32 Stolpersteine im Stadtteil gepflegt und geschmückt. Gleichzeitig ruft das Projekt nicht nur zum Erinnern, sondern auch zum aktiven Widerstand gegen Antisemitismus und Ausgrenzung auf.

Die sechste Auszeichnung bekommt „Zusammenhalt zählt: Gemeinsam Obdachlosigkeit sichtbar machen“, ein Projekt von Schülerinnen und Schülern der Julius-Leber-Schule. In Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation GoBanyo starteten sie eine Spendenaktion für Thermosocken. Dabei kamen über 3000 Euro zusammen, mit denen die Jugendlichen mehr als 1000 Sockenpaare kaufen und an Obdachlose übergeben konnten.

66 junge Menschen mit Zivilcourage erhielten den Bertini-Preis 2024 (©Jonas Walzberg für Bertini-Preis e. V.)

Kein Vergeben, kein Vergessen

Der Bertini-Preis und alle anderen Veranstaltungen halten die Erinnerung an die NS-Verbrechen in einer Zeit hoch, in der es immer weniger Zeitzeugen gibt. Die 2021 verstorbene Holocaustüberlebende Esther Bejarano formulierte es einmal wie folgt: „Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.“

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