27. Januar: Gedenken und der Bertini-Preis 

Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Soldaten befreit. Seit 1996 ist dieser Tag in Deutschland und seit 2005 auch international der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. In Hamburg wird an diesem Tag der Bertini-Preis vergeben – 2024 zum 26. Mal 
Auch in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wird in hamburg am 27. Januar der Bertini-Preis
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit (©unsplash/Karsten Winegeart)

„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt.“ Das waren 1996 die Worte des damaligen Bundepräsidenten Roman Herzog bei seiner Proklamation für den 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Denn 51 Jahre zuvor, am 27. Januar 1945, wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Soldaten befreit. Auschwitz stand dabei wie kein anderes Lager für die Ermordung von Menschen durch den nationalsozialistischen Rassenwahn.  

Ein Preis für Zivilcourage

Am 27. Januar wird daher nicht nur an zahlreichen Gedenkstätten in Hamburg und an anderen Plätzen an die an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. An diesem Tag wird traditionell auch der Bertini-Preis vergeben. Er zeichnet ganz im Sinne seines Namensgebers „Die Bertinis“, ein Roman des Hamburger Schriftsteller Ralph Giordano, Einzelpersonen, Gruppen oder Schulklasse für couragiertes Eintreten gegen Unrecht, Ausgrenzung oder Gewalt von Menschen gegen Menschen in der Stadt aus. 2024 wird der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Preis zum 26. Mal vergeben. Bei der Verleihung am 27. Januar um 14 Uhr im Ernst Deutsch Theater werden insgesamt 131 Jugendliche aus sechs Projekten ausgezeichnet.  

Ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.

Esther Bejarano

Sechs ausgezeichnete Projekte beim Bertini-Preis 2024

Ein Preis geht an das Projekt „Ich wandre durch Theresienstadt – Erinnern, um zu verhindern“. Bei dem Projekt setzten sich Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 13 der Stadtteilschule Mümmelmannsberg mit dem KZ Theresienstadt auseinander. Damit wollten sie das Bewusstsein für Antisemitismus schärfen.

Im Oktober 2022 wurde das Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums mit 106 Hakenkreuze beschmiert. Die zweite Auszeichnung prämiert zwei Schülerinnen der Schule. Sie reagierten mit „Schüler:innen gegen rechts“ auf den Angriff und planten unter anderem eine Demonstration mit dem Slogan „Schüler:innen gegen Rechts“. Diese Gegenwehr gegen den Angriff zeichnet der Bertini-Preis aus.

Das dritte prämierte Projekt ist die Musik-Theater-Performance „emPOWER“ der Otto-Hahn-Schule. Mit der Performance regierten Schülerinnen und Schüler auf anhaltende Diskriminierungen und Ausgrenzungen in der Gegenwart.

Die vierte Auszeichnung geht an die Heinrich-Hertz-Schule mit ihrem „Diversity-Rat“, bestehend aus aus Schülerinnen und Schülern der Oberstufe. Der Rat hat zum Ziel, das Bewusstsein für Vielfalt und Gleichberechtigung zu stärken und Diskriminierung zu verhindern. Dieses Ziel setzt der Rat mit Veranstaltungen, Workshops und Sensibilisierungsmaßnahmen um.

Die Auszeichnung nummer fünf geht an das Bildungsprogramm der Landesjugendfeuerwehr Hamburg unter dem Titel „Nationalsozialismus und dessen Folgen: Was können wir heute in der Jugendfeuerwehr tun, um uns davor zu schützen?“. Damit will die Jugendfeuerwehr junge Menschen frühzeitig für Demokratie, Vielfalt und Toleranz sensibilisieren.

Die sechste Auszeichnung erhält das internationale Kunstprojekt „architecture of hope“ von Schülerinnen und Schülern des Helmut-Schmidt-Gymnasiums, dass sie gemeinsam mit jüdisch-israelischen Schüler und Schülern aus verschiedenen Kibbuzim unweit des Gazastreifens und arabisch-israelischen Schülerinnen und Schülern aus Rahat umgesetzt haben. Darin setzten sich die Jugendlichen mit Narrativen zu gegenwärtigen Verhältnissen und historischen Kontexten auseinander und schufen einen öffentlichen Ort der Begegnung und Hoffnung, in dem gemeinsam gesprochen und reflektiert werden kann.

Kein Vergeben, kein Vergessen

Der Bertini-Preis und alle anderen Veranstaltungen halten die Erinnerung an die NS-Verbrechen in einer Zeit hoch, in der es immer weniger Zeitzeugen gibt. Die 2021 verstorbene Holocaustüberlebende Esther Bejarano formulierte es einmal wie folgt: „Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.“

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