Filmkritik: „Andrea lässt sich scheiden“

„Andrea lässt sich scheiden“ ist ein herrlich schrulliger Berlinale-Liebling von und mit Josef Hader, der einen bitterbösen Blick aufs Landleben wirft
Andrea will das ländliche Leben hinter sich lassen (©Majestic)

Von wegen rauschende Felder und blühende Landschaften: In seiner zweiten Regiearbeit räumt der Wiener Kabarettist Josef Hader („Wilde Maus“) mit jeglicher Landlust-Romantik auf. Mit staubtrockenem Witz erzählt er von der aufrechten Polizistin Andrea (Birgit Minichmayr), die einfach nur noch weg will aus der niederösterreichischen Pampa. Weg von ihrem langweiligen Noch-Ehemann, von ihrem dauernörgelnden Vater und den saufenden Dörflern, die beim Feiern zwölf Flaschen Bier pro Kerl und sechs pro Frau einrechnen, weg aus der trüben Dorfdisco und von den schlechten Witzen.

Steht Andrea gerade nicht mit ihrem Kollegen Georg (Thomas Schubert) und der Radarpistole an einer verlassenen Landstraße, ist sie damit beschäftigt, alles irgendwie zusammenzuhalten – und die Tage zu zählen, bis sie endlich ihre Stelle als Kriminalkommissarin in St. Pölten antritt. In einer trostlosen Kleinstadt, die nur vom platten Land aus wie die große weite Welt wirkt.

Trübe Männer, starke Frauen 

Andrea lässt sich scheiden
„Andrea lässt sich scheiden“ läuft ab dem 4. April 2024 auch in den deutschen Kinos (©Majestic)

Hader, der das Drehbuch mitschrieb und eine Hauptrolle übernahm, hat einen gestochen scharfen Blick für melancholische Details, für Kreisverkehre mit lächerlicher Kunst, für seelenlose Bahnhöfe und die immer gleichen, trostlosen Wege. Und er schreckt auch vor Katastrophen nicht zurück, die mitten in das bissig aufbereitete Landleben brechen.

„Witze unter erschwerten Bedingungen“ nennt Hader das, was folgt, wenn Andrea nach einer Geburtstagsfeier auf der Landstraße einen tödlichen Unfall verursacht und abhaut. Und als Hader selbst auftaucht, als ehemaliger Lehrer und trockener Alkoholiker Franz (Josef Hader), der mit seinem verwitterten Opel Corsa bald als Schuldiger ausgemacht ist und sich seinem Schicksal nach zahlreichen Gin Tonics fügt.

Wie einen Cowboy habe er sich Andrea vorgestellt, sagte Hader auf der Berlinale, wo seine Krimi-Tragikomödie ihre umjubelte Premiere feierte. Schließlich sehe die niederösterreichische Provinz ein wenig wie Nebraska aus und die Weite symbolisiere, das alles gesehen wird, was passiert. Eine Übersichtlichkeit, die sich auch auf das Leben dort übertragen lässt. Außer beim großen Josef Hader natürlich, der von trüben Männern und von starken Frauen erzählt, die einmal mehr die Gelackmeierten sind. Und das nicht nur in der Provinz.

„Andrea lässt sich scheiden“, Regie: Josef Hader. Mit Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert. 93 Min. Ab 4. April 2024 

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 04/2024 erschienen.

Abonniere unseren Newsletter!

Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg.

Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier.

#wasistlosinhamburg
für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf