Knut Hansen Gin – Martins und Kaspars Schnapsidee

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Foto: Sophia Herzog

Hier steckt richtig Herzblut drin: Die beiden Hamburger Jungs Martin und Kaspar produzieren Gin, der nicht norddeutscher sein könnte.

SZENE HAMBURG: Gin pur, mit Tonic oder als Martini?

Martin: Ich trinke ihn tatsächlich am liebsten im Gin Tonic. Damit bin ich aufgewachsen.

Kaspar: Du bist doch mit Cola Korn aufgewachsen (lacht).

Martin: Nee, wenn schon mit Herrengedeck. Aber zurück zum Thema, wir trinken Gin eigentlich beide am liebsten mit einem frischen Tonic, einer Orangenscheibe und richtig, richtig kalt. Nicht zu viel Schnickschnack.

Kaspar: Es kommt immer darauf an, in welchem Moment man Gin trinkt. Meistens doch in einer geselligen Runde, da möchte man anstoßen und genießen. Ein Gin pur wäre da einfach zu schnell leer.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen eigenen Gin zu produzieren?

Kaspar: Wir kennen uns beide noch aus Frankfurter Zeiten, sind aber eigentlich echte Nordlichter. Zurück in Hamburg haben wir dann in einer Nacht auf dem Kiez die Idee ausgebrütet, unseren eigenen Gin herzustellen.

Martin: Man kommt ja in so einer Nacht auf viele fixe Ideen. Das war aber die erste, die wir am nächsten Morgen nicht verworfen haben. Ich würde mal behaupten, wir kannten uns damals schon beide gut aus mit Gin, aber was dann alles hinter dem Produktionsprozess steckt, das war uns noch gar nicht bewusst.

Wie seid ihr so ein Riesenprojekt angegangen?

Kaspar: Erst mal mussten wir eine Destille finden. Die, die für uns in Frage kamen, können wir wahrscheinlich an zwei Händen abzählen.

Martin: Irgendwann sind wir dann auf Axel und Werner in Dollerup bei Flensburg gestoßen. Als wir uns mit den beiden getroffen haben, wurde ganz schnell klar, dass zwischen uns einfach die Chemie stimmte.

„Bei den ersten Proben hatten wir das Gefühl, wir würden in eine Gurke oder einen Strauch Basilikum beißen.“

Und die Rezeptur stimmte auch?

Martin: Axel ist die Supernase im Team, er hat uns mit der Zusammenstellung der Zutaten geholfen. Die Rezeptur haben wir mit einer kleinen Tischdestille erarbeitet, bevor es in die richtige Produktion ging. Es hat uns einige Versuche gebraucht, bis wir die richtige Balance der Botanicals gefunden haben. Bei den ersten Proben hatten wir das Gefühl, wir würden in eine Gurke oder einen Strauch Basilikum beißen. Diese Ausschläge haben wir dann immer mehr reduziert, bis wir unsere finale Rezeptur gefunden haben. Unsere Freunde haben sich auf jeden Fall sehr über die vielen „Testabende“ gefreut (lacht).

Wie lange hat es gedauert, bis ihr eure erste Flasche in der Hand gehalten habt?

Kaspar: Das erste Mal abgefüllt haben wir im August letzten Jahres. Wir hatten damals einem Event zugesagt und wollten unbedingt dort unseren Gin ausschenken. Wir haben die ganze Woche destilliert, schnell abgefüllt, die Kartons ins Auto gepackt und sind sofort losgefahren.

Martin: Davor haben wir noch eine Ladung in dem eigenen Shop der Destille abgegeben. Wir saßen keine 20 Minuten im Auto, als wir den Anruf bekommen haben, dass die erste Flasche verkauft wurde.

Kaspar: Wie wir uns gefreut haben!

Martin: Der Anfang war echt unfassbar. Wir konnten ja mit unserem kleinen Budget schlecht eine aufwendige Marktforschung durchführen, wir wussten nur: Unseren Freunden und unserer Familie schmeckt der Gin. Klar, hinter dem ganzen Projekt steckt auch kein kleiner Taler. Dass es so gut angelaufen ist, ist nach wie vor ein schönes Gefühl.

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Läuft euch euer Gin inzwischen an Orten über den Weg, an dem ihr ihn nicht erwartet hättet?

Kaspar: Manchmal gehen wir in einen Laden, und stehen plötzlich einer Flasche Knut Hansen gegenüber. Da fragen wir uns jedes Mal, welchen Weg diese Flasche wohl von unserer Destille bis dorthin gegangen ist.

Martin: Es hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die wir gar nicht mehr nachvollziehen können. Neulich hat sich doch tatsächlich jemand in der TV-Sendung „Das Perfekte Dinner“ zu einem Gin beraten lassen, und der Verkäufer hat Knut Hansen empfohlen.

Wenn ihr in eine Bar geht, die Knut Hansen hat, bestellt ihr ihn?

Kaspar: Na klar!

Martin: Und in den Bars, die ihn nicht haben, fragen wir natürlich explizit, warum nicht (lacht).

Kaspar: Unser Ziel ist es, dass irgendwann in einer Bar, in der wir niemanden kennen, jemand neben uns einen Knuti Tonic bestellt.

Martin: Würden wir sofort ausgeben (lacht).

Gin ist nicht gerade eine Marktlücke. Ist so viel Konkurrenz nicht problematisch?

Martin: Wir sind sicher nicht der erste Gin, der auf den Markt kommt, das stimmt. Deswegen sind wir an das Ganze auch mit einer gesunden Portion Realismus rangegangen. Als wir die ersten paar Flaschen verkauft hatten, war das eine große Genugtuung. Dass die Leute bereit sind Geld für unseren Gin, also für unser eigenes Produkt, zu bezahlen, ist immer noch unglaublich für uns.

„Gin ist angekommen, nicht nur in der Gastro-Szene, sondern auch in der breiten Bevölkerung.“

War der Gin-Trend, den es aktuell gibt, auch ein mitentscheidender Faktor für euch?

Martin: Trend ist, glaube ich, gar nicht mehr das richtige Wort dafür. Aus der Trend- oder Hype-Bewegung ist der Gin mittlerweile raus. Gin ist angekommen, nicht nur in der Gastro-Szene, sondern auch in der breiten Bevölkerung. Natürlich profitieren wir davon auch. Wir hätten aber nie nur Gin produziert, weil es einen Markt dafür gibt. Wir trinken Gin selber sehr gerne.

Kaspar: Ich denke, das bedingt sich gegenseitig. Henne oder Ei, was war zuerst da? Klar, es gibt den Trend Gin, aber es gibt auch unglaublich viele Produkte. Das pusht sich gegenseitig hoch.

Muss der Gin auffallen, um sich gegen die Vielzahl der Produkte durchzusetzen?

Martin: Natürlich hat vieles mit der Verpackung zu tun, die muss im Gin-Regal schon auffallen

Kaspar: Aber das schafft dir auch nur den Erstkauf.

Martin: Ich finde, bei uns stimmt das Paket. Wenn wir eins authentisch rüberbringen können, dann unsere norddeutsche Art.

Kaspar: Ja, das stimmt. Natürlich hätten wir unser Produkt um eine abgefahrene exotische Beere bauen können, aber wir wollen das eben regional und bodenständig halten. Mit Äpfeln, Basilikum und Gurke kann jeder was anfangen.

Martin: Jeder Gin hat seine Story. Und unsere passt einfach zu uns.

Wie passt dazu das Gesicht auf eurer Flasche?

Kaspar: Wir wollten, dass sofort erkennbar ist, dass Knut Hansen ein Hamburger Gin ist. Ohne es explizit auf die Flasche zu schreiben. So kamen wir schließlich auf die Idee des Seemanns. Ein Freund von uns hat das Gesicht dann gezeichnet.

Martin: Wir spielen natürlich extrem mit dem Thema Regionalität. Unsere Gurken und den Basilikum bauen wir selber an, die Äpfel stammen aus dem Alten Land. Das sollte sich auch im Design widerspiegeln. Auch unsere beiden norddeutschen Heimatorte sind auf der Flasche verewigt.

Wer war dieser mysteriöser Knut Hansen?

Kaspar: Ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf den Namen gestoßen sind. Knut Hansen war ein Hamburger Seefahrer. Es ist allerdings schwer etwas über ihn herauszufinden. Wir sind das ganze Seefahrtsmuseum abgelaufen, und haben nichts über ihn gefunden.

Martin: Aber er hat Gin geliebt. Da sind wir uns sicher.

Interview & Fotos: Sophia Herzog

www.knuthansen.de


 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, August 2018. Das Magazin ist seit dem 28. Juli 2018 im Handel und zeitlos in unserem Online Shop oder als ePaper erhältlich! 

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