Safer Spaces: Queere Bars, Cafes und Partys in Hamburg

Hamburg feiert gern ausgelassen. Dabei ist es wichtig, dass sich alle wohlfühlen und vielfältige Safer Spaces entstehen, in denen Diskriminierung keinen Platz findet. Genannte Orte und Veranstaltungen laden explizit die queere Community ein, sich in sicherer Atmosphäre Tage, Abende und Nächte gemeinsam um die Ohren zu schlagen
Schrill und strahlend: Hamburgs (queere) Partyszene und ihre Safer Spaces
©unsplash/Matthew LeJune

Thier: Regelmäßig queere Veranstaltungen am Schulterblatt

Versteckt, nämlich am Ende des trubeligen Schulterblatts, direkt neben der Bahnbrücke steht ein kleines Häuschen, das man finden wollen muss! Bei fröhlichen Beats lassen sich hier im Thier ganze Nächte durchtanzen. Kleiner Tipp: Der hauseigene Schnaps, Rhababsi, schmeckt süßlich herb und ist der perfekte kleine Begleiter für den Abend. Im Thier finden übrigens regelmäßig queere Veranstaltungen statt.

Thier, Schulterblatt 98 (Sternschanze)

M&V Bar: Die letzte ihrer Art

Hier weht ein Statement über dem Eingang: die M&V Bar in St. Georg (©M&V Bar)
Hier weht ein Statement über dem Eingang: die M&V Bar in St. Georg (©M&V Bar)

M&V steht für „Matrosen & Vielflieger, Machos & Vamps, Millionäre & Vagabunden, Mutti & Vati, Melanie & Valerie“, heißt es online – allen voran aber für Ernst Mulzer und Wilhelm Voelkel. Diese gründeten 1924 nämlich die M&V Großdestillation. Im gesamten Hamburger Stadtgebiet konnte man die Spirituosen der beiden Herren in Gaststätten verkosten und erwerben. Als letzte ihrer Art ist die M&V Bar in St. Georg geblieben und avancierte zum Treffpunkt der Schwulenszene. Seitdem finden hier Menschen aller Art zusammen, um nachmittags Milchkaffee und Saft, abends Bier und Highballs zu schlürfen.

M&V Bar, Lange Reihe 22 (St. Georg)

Ein Klassiker der queeren Szene: Das Café Gnosa

Seit den 1950er-Jahren scheint sich hier zumindest in der Einrichtung kaum etwas geändert zu haben. Dabei existiert das Cafe bereits seit 1900 samt hauseigener Bäckerei. Auch heute liefert diese noch Kuchen, Frühstück und leichte Speisen. 1939 erhielt der Laden von den Inhaber:innen Elli und Gerhard Gnosa seinen Namen, ab den Achtzigern entwickelte sich das Café Gnosa zum Treffpunkt der schwul-lesbischen Szene und ist seitdem aus St. Georg nicht mehr wegzudenken. Ein absoluter Klassiker.

Café Gnosa, Lange Reihe 93 (St. Georg)

Einer der Safer Spaces in St. Georg: Die Bellini Gay Bar

Fast immer prall gefüllt ist die Bar in St. Georg – es lohnt sich also zeitig einzutrudeln, um einen der begehrten Sitzplätze zu ergattern. Schon seit 2002 kann Hamburg samt queerer Community hier in italienischem Flair Martini, Caipi oder Bier schlürfen und in eine kurze oder lange Nacht starten. 

Bellini Gay Bar, Danziger Straße 63 (St. Georg)

Finden viele gut: Piccadilly Bar

Auf der Website heißt es: „Wir sind schwer zu finden, aber die meisten finden uns gut“. Das bringt es auf den Punkt, denn von außen wirkt die älteste Schwulenbar Hamburgs unscheinbar. Im Inneren wartet jedoch ein buntes Sammelsurium aus alten Kaffeekännchen, skurrilen Gemälden an den Wänden und gemütlichen Sitzecken aus Holz. Die Piccadilly Bar gilt als Kultkneipe und nicht umsonst als einer der Safer Spaces. In den 1960er-Jahren war sie einer der wenigen Zufluchtsorte, um dem Verbot der Homosexualität zu entkommen.

Piccadilly Bar, Silbersacktwiete 1 (St. Pauli)

Einer der frisch renovierten Safer Spaces: der Toom Peerstall

Der Regenbogen-Totenkopf verrät, wo die Bar sich befindet: Toom Peerstall auf St. Pauli (©Karoline Gebhardt)
Der Regenbogen-Totenkopf verrät, wo die Bar sich befindet: Toom Peerstall auf St. Pauli (©Karoline Gebhardt)

Die Bar im Herzen von St. Pauli hat eine lange Geschichte hinter sich: 1919 wurde das Toom Peerstall von einem Tätowierer gekauft, bevor es in den 1970er-Jahren in die Hände einer neuen Eigentümerin überging. Diese machte das Toom Peerstall zu der kultigen Queerbar, wie wir sie heute kennen. Nach dem ersten Lockdown gab jedoch auch diese Eigentümerin auf und trat den Laden ab. Mit dem neuen Inhaber-Trio erstrahlt die Bar in frischem Glanz.

Toom Peerstall, Clemens-Schultz-Straße 43 (St. Pauli)

Wunderbar, das schwule Wohnzimmer Deutschlands

Seit 1991 wird im selbst ernannten „schwulen Wohnzimmer Deutschlands“ in der Talstraße direkt neben der Reeperbahn geschnackt und wild gefeiert. Die schrille Einrichtung zwischen Prunk und Kitsch – inklusive alter Kinosessel – rundet das Angebot ab. Dazu stehen Shots, die Namen wie „Blowjob“, „Sperma“ und „Ficken“ tragen auf der Getränkekarte. Der detailverliebte Laden lädt ausdrücklich auch Menschen außerhalb der Gay Community ein, einen Abend unter bunter Musikmischung und ebenso buntem Publikum zu verbringen.

Wunderbar, Talstraße 14 (St. Pauli)

Queer feiern beim Queerpool im Südpol

Die queere Veranstaltungsreihe des Technoclubs Südpol, der für viele bereits auch bei Veranstaltungen neben dem Queerpool den Status eines Safer Spaces innehat, lädt zum ausgelassenen Feiern und zur Überwindung heteronormativer Geschlechterordnung ein. Das Einzige, was hier ausgeschlossen wird, ist Streetwear, der Dresscode lautet: Costume, Kinky, Rave, All Black, Fetisch, nackt und was auch immer kreative Köpfe sich so vorstellen können.

Queerpool im Südpol, Süderstraße 112 (Hamm)

DARE! im Nachtasyl, hier trifft Donna Summer die Pet Shop Boys

Das Thalia Theater am Alstertor bietet nicht nur kulturelle Unterhaltung. Hoch oben unter dem Dach des Theaters thront die kleine Bar Nachtasyl. Im fünften Stock finden unter der reflektierenden Diskokugel diverse Partys statt. Eine davon ist DARE! – der 80s Club für Gays and friends. Von Donna Summer über Madonna bis zu den Pet Shop Boys – alles, was in den Achtzigern in Sachen (Synth) Pop, Wave und Italo Disco die Tanzfläche zum Glühen gebracht hat, ist hier vertreten.

DARE! im Nachtasyl, Alstertor 1 (Altstadt)

Ein Treffpunkt der queeren Szene: Der Vogelball

Der Vogelball: Open-Air-Rave und Treffpunkt der queere Szene (©Vic Josefine Smith)
Der Vogelball: Open-Air-Rave und Treffpunkt der queeren Szene (©Vic Josefine Smith)

Der Open-Air-Rave auf dem Gelände des MS Dockville findet jedes Jahr im August – mist rund um den CSD – statt und gilt dabei auch als Veranstaltung zur Sichtbarmachung der queeren Szene. Bunte Federn und kreative Kostüme sowie Masken sind gern gesehen – allerdings kein Muss! Zu elektronischer Musik und international bekannten queeren Acts kann hier die ganze Nacht unter freiem Himmel getanzt werden, bis die Sonne über dem Hafen wieder aufgeht.

Vogelball, 5. August 2023, 16–7 Uhr; Alte Schleuse 23 (Wilhelmsburg)

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG „Divers(c)ity“ 2023 erschienen.

Bearbeitet von: Sophie Drews.

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