Filmkritik: Fabian oder der Gang vor die Hunde

Fabian oder Der Gang vor die Hunde u.a. mit Tom Schilling; Foto: Lupa Film, Hanno Lentz
Fabian oder Der Gang vor die Hunde u.a. mit Tom Schilling; Foto: Lupa Film, Hanno Lentz

Diese großartig besetzte und hochaktuelle Tour de Force durch das Berlin der 1930er, unter  anderem mit Tom Schilling, Saskia Rosendahl, Albrecht Schuch, ist seit dem 5. August 2021 im Kino – eine Kritik

Text: Sabine Danek

Dieser Film ist ein Ereignis. Und das drei Stunden lang. Schließlich sollte laut Regisseur Dominik Graf eine Literaturverfilmung so lang sein, wie es dauern würde, das Buch zu lesen. In diesem Fall Erich Kästners weltberühmter Roman, der von dem jungen Werbetexter Jakob Fabian (Tom Schilling) im Berlin 1931 erzählt, der Liebesgeschichte und Moraldrama ist – und vor allem eine Warnung vor dem Erstarken des Nationalismus. So eigensinnig wie das Buch, das sich, aufgesplittert wie ein Kaleidoskop, immer wieder neu zusammenfügt, ist auch Grafs Drama. Digital und in Super-8 gedreht, glasklar und in körnigen Bildern, SchwarzWeiß und in kräftigen Farben, mit Überblendungen und Splitscreens, zitiert es die FilmAvantgarde der 1920er-Jahre. Es erinnert an Walther Ruttmanns „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“, an Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ oder die Licht- und Schattenexperimente eines Moholy-Nagy, ist pulsierend, dringlich und hoch aufgeladen. Und visualisiert so eine Gesellschaft, die sich immer mehr spaltet und auf den Abgrund zubewegt.

Fabian oder Der Gang vor die Hunde; Foto: Lupa Film, Hanno Lentz
Fabian oder Der Gang vor die Hunde; Foto: Lupa Film, Hanno Lentz

Dabei interessiert Graf weder der rauschhafte Glitter eines „Babylon Berlin“ und erst recht nicht eine immer vergebliche Geschichts-Rekonstruktion.

Hochsubjektiv und mit einem Off-Kommentar setzt er den Klassiker wie eine Collage zusammen und hebt dessen bedrückende Aktualität durch Schnitte in das heutige Berlin, auf U-Bahnsteige und Stolpersteine, hervor. Gleichzeitig erzählt er voller Zärtlichkeit von der Liebe. „Fabian wusste es nicht, aber es waren nur noch zehn Minuten, bis die Liebe beginnen sollte“, heißt es, kurz bevor er der aufstrebenden Schauspielerin Cornelia (Saskia Rosendahl) begegnen wird. Noch vor dem ersten Kuss sind Bilder ihrer späteren Hingabe zu sehen und streifen Schatten über ihr Gesicht, als würde Fabian sie berühren. Großartig mit Tom Schilling („Werk ohne Autor“), mit Saskia Rosendahl („Mein Ende. Dein Anfang“), Albrecht Schuch („Systemsprenger“) und Meret Becker besetzt, ist der Film eine Tour de Force. Eine, die man im Kino sehen muss. Unbedingt!

Regie: Dominik Graf. Mit Tom Schilling, Saskia Rosendahl, Albrecht Schuch. 176 Min. Seit dem 5.8. im Kino 

Für einen Blick in den Film gibts hier den Trailer:

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